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Windows 11: Die Weiterentwicklung versinkt im Chaos – ohne Aussicht auf Besserung

DrWindows

Redaktion
Windows 11: Die Weiterentwicklung versinkt im Chaos – ohne Aussicht auf Besserung
von Martin Geuß
Windows 11 Logo Titelbild


Nachdem sich Microsoft mit Windows 10 und den häufigen Featureupdates ein wenig verrannt hatte, schien sich mit Windows 11 eine Art Entschleunigung und eine Besinnung auf alte Tugenden anzudeuten. Das Gegenteil ist eingetreten, die Weiterentwicklung von Windows 11 ist vogelwild und chaotisch – und es scheint nur noch schlimmer zu werden.

Eine Sache vorweg: Ich bin grundsätzlich ein Freund der schnellen Weiterentwicklung, an den zwei Feature-Updates für Windows 10 habe ich mich beispielsweise nie gestört. Diese hatten außerdem einen klaren Fahrplan, den gibt es nun nicht mehr.

Das Unheil begann im Windows Insider Programm seinen Lauf zu nehmen. Die drei Kanäle Developer, Beta und Release Preview bauten früher aufeinander auf und neue Funktionen durchliefen diese chronologisch, ehe sie in die produktive Version integriert wurden. Inzwischen sind die Kanäle Developer und Beta ganz offiziell entkoppelt und keiner spezifischen Windows Version mehr zugewiesen, noch dazu werden neue Funktionen grundsätzlich immer nur an eine Teilmenge der Insider ausgeliefert.

Die Definition der einzelnen Kanäle kann man sich schenken, vereinfacht lässt es sich so ausdrücken: Im Insider Programm kommen neuen Funktionen irgendwann in irgendeinem Kanal für irgendjemanden. Dazu kommt noch, dass ein Wechsel zwischen den Kanälen in den meisten Fällen nur noch per Neuinstallation möglich ist.

Die Microsoft-Leute, die das Insider-Programm betreuen, sind reine Marketing-Menschen ohne echte Bindung an das Windows-Entwicklerteam. Man könnte meinen, das Windows Insider Team erfährt von den Neuerungen in einer Testversion selbst erst kurz vor deren Veröffentlichung, darum sind die Blogposts häufig falsch oder unvollständig.

Es ist kein Wunder, dass immer mehr Insider das Programm entnervt verlassen, weil sie sich nur noch wie Versuchskaninchen fühlen (was sie auch sind). Ich habe Microsoft aus den genannten Gründen kürzlich mitgeteilt, dass es mir quasi egal ist, ob sie im Januar meinen „Windows Insider MVP“ Titel erneuern oder nicht. Mal sehen, was passiert.

Das wäre aber alles noch nicht wirklich schlimm, ein Testprogramm darf im Grunde so chaotisch sein, wie es will, denn die Teilnahme ist ja freiwillig. Die eigentliche Katastrophe ist, dass genau dieses Chaos nun auch 1:1 in die produktive Version von Windows 11 übertragen wird.

Dabei schien alles perfekt darauf ausgerichtet, wieder mehr Ordnung ins System zu bekommen. Microsoft erklärte, dass man für Windows 11 nur noch ein großes Feature-Update pro Jahr ausliefern wolle.

Im Sommer erfuhren wir außerdem, dass Microsoft in Zukunft wieder zum traditionellen Release-Zyklus zurückkehren und alle drei Jahre eine neue Hauptversion von Windows veröffentlichen will. Weil es inzwischen viele Möglichkeiten gibt, neue Funktionen in Windows zu integrieren – neben den regulären Updates gibt es auch noch verschiedene „Experience Packs“, die über den Store aktualisiert werden – sollten funktionale Änderungen außerdem zu kleinen Sammelupdates zusammengefasst werden, die man intern als „Moments“ bezeichnet.

Eingetreten ist genau das Gegenteil davon. Seit der Veröffentlichung der Windows 11 Version 22H2, die zahlreiche Neuerungen enthielt, gab es ein halbes Dutzend Updates, und in beinahe jedem steckten neue Funktionen. Doch damit nicht genug: In den Updates stecken jetzt Neuerungen, die per Softwareschalter an- und ausgeschaltet werden können, ohne dass dafür erneut ein Update installiert werden muss. Für den Nutzer bedeutet das: Irgendetwas an Windows verändert sich einfach so und ohne Vorankündigung.

Dinge, die ins Insider-Programm gehören, wie beispielsweise der A/B-Test von neuen Funktionen oder deren gestaffelter Rollout, finden jetzt auch in der produktiven Version von Windows 11 statt. Die Suche sieht beispielsweise derzeit auf vielen Systemen unterschiedlich aus, und das neue Design von OneDrive, von dem man über das Windows Insider Programm übrigens nie etwas erfahren hat, rollt nach dem Zufallsprinzip aus.

Wenn man aktuell zwei Windows 11 Systeme identisch aufsetzen möchte, ist das so gut wie unmöglich bzw. es ist purer Zufall, ob das gelingt oder nicht, denn zwei Systeme auf dem exakt gleichen Versionsstand können dennoch unterschiedlich aussehen, die Entscheidung trifft das Microsofts Feature-Glücksrad, an dem man quasi mit jedem Neustart dreht.

Man könnte argumentieren, dass es sich hierbei einmal mehr um ein Enthusiasten-Problem handelt, denn mutmaßlich bekommt der Standard-Heimanwender davon gar nicht so viel mit. Ich frage mich allerdings, wie Unternehmen dazu stehen, dass sich an Windows 11 jederzeit nach dem Zufallsprinzip etwas verändern kann – ohne die Möglichkeit einer effektiven Kontrolle. Neue Funktionen stecken jetzt auch in Sicherheitsupdates und sind somit unvermeidlich.

Mit Panos Panay hat Windows seit einiger Zeit wieder einen echten „Chef“, der hat aber weder einen Entwickler-Hintergrund noch einen Blick für die Bedürfnisse der Geschäftskunden. Besser geworden ist unter seiner Führung jedenfalls nichts, im Gegenteil. Seine Berufung scheint mir inzwischen eher ein Marketing-Stunt denn eine strategische Entscheidung gewesen zu sein.

Die Aussichten für 2023? WindowsCentral klammert sich in seinem Ausblick weiter an die Theorie von den „Moments-Updates“, ich gehe aber davon aus, dass die Unordnung eher noch zunehmen wird, alle Anzeichen deuten darauf hin. Weil ich aber ein unverbesserlicher Optimist bin, habe ich die Hoffnung, dass Windows 11 in seiner Gänze nur ein groß angelegter Versuch ist und man bei Microsoft davon ausgeht, dass Unternehmen diese Version ohnehin überspringen, gut beraten wären sie damit allemal.


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Artikel im Blog lesen
 
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Mit Panos Panay hat Windows seit einiger Zeit wieder einen echten „Chef“, der hat aber weder einen Entwickler-Hintergrund noch einen Blick für die Bedürfnisse der Geschäftskunden.
Von Chaos würde ich nicht sprechen. Auf dieser Ebene werden keine Entscheidungen ohne vorausgehende Überlegungen umgesetzt. Was tatsächlich dahinter steckt, kann nur MS selbst das beantworten.
Was MS im ganzem angeht, beobachte ich eine zunehmende strukturierung der jeweiligen Produkte. Man hatte es nur nicht gemerkt, weil man sich an gewisse chaotische Strukturen gewöhnt hatte.
 
es gab noch nie einen roten Faden bei Microsoft. Stück-und Tagewerk bestimmen die Software die, warum auch immer , meistens noch läuft. Inzwischen ist Windows zu einer Bastelbude verkommen, dafür aber, auch hier, recht unterhaltsam. Ganz schlimm wird es wenn man zwei oder mehrere Systeme hat. Ich habe seit kurzem neben meinem Produktiv Notebook wieder ein Go3 für die Couch. Wie die Oberflächen, die Taskleisten, das gesamte Verhalten bei gleichen Softwarestand (22H2 22621.963) derart unterschiedlich seien kann erschließt sich mir nicht.
Der Gipfel war kürzlich ein Grafiktreiberupdate von Intel, endlich funktionierte das drahtlose Streamen auf den TV. Kurze Zeit später kommt via Windows Update ein alter Treiber, Streamen geht wieder nicht.
 
Interessanter Artikel. Trotzdem bleibt Windows trotz aller Mängel die beste Wahl für den Desktop-PC im beruflichen und privaten Umfeld. Und gute Programmierer fehlen überall, auch bei Linux. Das verdanken wir u.a. auch der bescheuerten links-grünen Ideologie "Quality is a myth". Nein, ist es nicht.

Gruß,
WinW
 
Das ist natürlich Quatsch, aber was stimmt ist, dass bei MS, aber auch bei anderen der großen Techgiganten, sehr viele Leute direkt nach der Uni eingestellt werden, auf Positionen, für die diese Leute noch nicht die Erfahrung haben. Gleichzeitig trennt man sich von erfahrenen Mitarbeitern, die schon lange dabei sind, aber ein höheres Gehalt haben. Dann kommt sowas dabei raus.

Zur Frage von Martin was die Unternehmen von der Windows Entwicklung halten: Nicht viel...
 
Hallo, ich gehöre wohl zu der Mehrheit der Windows Anwender, die froh sind, dass die Kiste startet und bisher Gewohntes, auch versionsübergreifend wieder/weiterhin funktioniert. Deshalb kann ich ehrlich geschrieben, zu den Beitrag von Martin gar nichts beisteuern. Vielleicht gibt es ja ab 2025 schon die Windows 12 und ich kann die "defekte 11er" übergehen. Windows 10 läuft seit den letzten , hier im Forum gelösten :) Problem mit den Grafiktreiber recht flott. Kann man nicht meckern.
Gruß Uwi58
 
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Speziell bei Microsoft wurde und wird ein anderer Fokus gesetzt und das ist nun einmal leider nicht Windows, mit den entsprechenden Folgen. Das können wir gut oder schlecht finden, hat aber alles nichts mit Frauen zu tun. Diese veralteten und erlernten Denkmuster, Schablonen und Klischees sollten wir wirklich langsam mal zu den Akten legen.

Um wieder auf das eigentliche Thema zu kommen: Ich bin übrigens größtenteils mit Windows 11 sehr zufrieden, aber das ist natürlich rein subjektiv und auch abhängig von meinen Einsatzfeldern. Wie im Artikel von Martin schon geschrieben, sieht das im Unternehmensumfeld sicherlich teilweise anders aus. Das alles ist allerdings eher eine Frage der strategischen Ausrichtung und Planung von Microsoft und der Führungsetage. Warum du hier mit Begrifflichkeiten wie "links-grüne Ideologien" um dich und am Thema vorbei wirfst, erschließt sich mir nach wie vor nicht.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Oh je, der Artikel hört sich ja ziemlich frustriert an. Da ich meinen Kommentar auf meinem Mac tippe, kann ich mich derzeit in Sachen Windows entspannt zurücklehnen und das Chaos beobachten.

Ich arbeite selbst als Softwareentwickler im Windows-Umfeld. Auch bei uns höre ich so ein sinnloses Geschwätz wie agile Softwareentwicklung, Best Practice und natürlich sind die Anwender inzwischen Kunden, usw. Und es wird immer chaotischer. Wahrscheinlich läuft es bei Microsoft ähnlich. Modernes Beratergeschwätz in die Realität umgesetzt. Da weiß man was man hat. :mad:
 
Gefühlt braucht Microsoft immer eine zwischenversion um Dinge am Kunden auszuprobieren.
Nach windows XP kam Windows Vista was zwar gute Ideen hatte aber in Summe nicht ausgereift war. Mit Windows 7 hat man das wieder grade gezogen. Mit Windows 8 wurde dann wieder ausprobiert um dann mit Windows 10 wieder eine "stabile" Version zu bringen. Windows 11 passt da in die Reihe...
 
Irgendwann muss man vlt. auch einmal loslassen. Ich habe dieses Jahr macOS ausprobiert. Keine zwei Wochen später habe ich den endgültigen Schnitt gemacht und nutze nur noch macOS. Ich ärgere mich im Endeffekt nur, das nicht schon früher getan zu haben.

Nach Monaten habe ich noch nicht - Nichts gefunden, was Windows irgendwie besser könnte als macOS. Und das sage ich, obwohl ich meine Brötchen damit verdiene, Software für Windows zu entwickeln 😶
 
Das Problem ist doch, dass sich Windows heute permanent in der Weiterentwicklung befindet, besonders an dem UI wird ständig herumgebastelt. Einfach eine tatsächlich fertige Version auf dem Markt zu bringen, die dem Nutzer nach einer Weile dann vertraut ist und bleibt (bis zur nächsten Vollversion), das war mit einer der Gründe für den Erfolg von Windows 7. Ein derart komplettes und zuverlässiges Betriebssystem wurde bei Microsoft bis heute nicht mehr erreicht.
 
... Windows 7. Ein derart komplettes und zuverlässiges Betriebssystem wurde bei Microsoft bis heute nicht mehr erreicht.
Ich bin zwar der Meinung, dass z.B. Windows 10 durchaus besser zu bedienen ist als Windows 7, speziell finde ich in W10 das Kachelstartmenü wesentlich besser zu bedienen als das Startmenü unter W7, aber ja, leider stimmt die Aussage. Microsoft schraubt gerne am Design herum: Neue Oberfläche, neue Icons, nicht zu vergessen neu Smileys, usw. Unterdessen wird das System mit Altlasten immer mehr vollgemüllt: Keine einheitliche Oberfläche mehr, der IE oder der alte Edge-Browser, stecken auch noch weiterhin im System, etc. Anstatt dauernd den Pinsel zu schwingen, wäre es besser, das System mal grundlegend zu entkernen.

Nach Monaten habe ich noch nicht - Nichts gefunden, was Windows irgendwie besser könnte als macOS. Und das sage ich, obwohl ich meine Brötchen damit verdiene, Software für Windows zu entwickeln 😶
Also ich habe inzwischen einen Mac mini, ein iPad Pro und ein iPhone 14, ach ja und eine Apple Watch 8. Von daher denke ich bei Apple inzwischen mitreden zu können. Die Aussage von dir kann ich bei besten Willen nicht nachvollziehen. Ich denke beim Mac nur an den doch recht unübersichtlichen Finder und das mangelhafte Fensterhandling. Da ist Windows dem Mac weit weit voraus. Beim iPad habe ich in Safari erst mal gegoogelt um zu erfahren wie man auf einer Webseite überhaupt suchen kann. Die Suche steckt im Teilen-Menü, dort wo niemand mit Verstand die Funktion suchen würde. Viele Dinge sind bei Apple sehr gut versteckt. So muss man beim Mac z.B. bei einem Dialog welcher die Schaltflächen Ok und Abbrechen hat, erst mal in den Systemeinstellungen konfiguriere, dass man mit der Tab-Taste von einer Schaltfläche zur nächsten kommt. Die Bestätigung erfolgt dann statt mit der Entertaste mit der Leertaste. An diversen Stellen hat man auch beim Mac den Eindruck, dass da so einige Leute aus der Psychiatrie zu Gange sind. Andere Dinge wie z.B. AirPrint, Airdrop, Airplay, usw. funktionieren wiederum vorbildlich gut.
Ein Lobgesang auf Apple ist sicherlich ziemlich übertrieben. Auch bei Apple könnte man so einiges besser machen. Aber immerhin hat man geräteübergreifend ein ziemlich rundes System am Start.
 
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Die Kacheln (Live Tiles) sind ein gutes Beispiel. Sie wurden eingeführt, als man den Desktop mit Windows Mobile vereinheitlichen wollte. Nach dessen Ende hatten sie - aus UI-gestalterischer Hinsicht - keine Daseinsberechtigung mehr, wurden aber einfach mit Windows 10 zurückgelassen. Somit ist auch Windows 10 eine Version, die nie ein fertiges Stadium erreicht hat. Windows 7 war die letzte Version, von der man das sagen kann. Ich denke eigentlich, dass man sich bei Windows 11 darauf besinnt und das UI im Wesentlichen beibehalten wird. Ob das den Nutzern gefällt (Stichwort Startmenü) ist eine andere Frage.
 
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Das sehe ich nicht so. Die Live Tiles vermisse ich unter Windows 11. Unter W10 brauchte man nur das Startmenü zu öffnen und schon hat man z.B. auf der Wetter-App Infos ablesen können. Bei Microsoft News waren die wichtigsten Schlagzeilen zu sehen. Es gab hier und da Apps, welche die Live-Anzeige auch unter w10 durchaus gut genutzt haben, z.B. der Birthday Hub. Zudem war das Startmenü einfacher zu bedienen als unter Windows 7. Microsoft macht schon das eine oder andere richtig, nur ist leider keine rote Linie mehr zu erkennen. So gesehen war W7 wohl durchaus das letzte System, welches man als einigermaßen "aus einem Guss" bezeichnen konnte.
Wenn ich bei Windows etwas zu sagen hätte, dann hätte ich Windows 11 durchgehend aus das UI-Design umgestellt und alle Altlasten rausgeworfen.
 
Die Live Tiles vermisse ich unter Windows 11. Unter W10 brauchte man nur das Startmenü zu öffnen und schon hat man z.B. auf der Wetter-App Infos ablesen können.
Da gibt es so vieles was ich unter W11 vermisst hatte. Kalender. Zeiterfassung. To Do-Liste. Wirklich schade drum.

Auch bei Apple könnte man so einiges besser machen. Aber immerhin hat man geräteübergreifend ein ziemlich rundes System am Start.
Ja, zuweilen ist wirklich noch Luft nach oben. Oder manche Schritte sind etwas umständlicher und langsamer - Wie das Fensterhandling, da hast du wirklich Recht.

Trotzdem funktionieren 99% der Dinge, während ich unter Windows zuletzt das Gefühl hatte, dass irgendwie nur noch 70 - 80 % der Arbeitsschritte funktionieren. Liegt nicht nur am Betriebssystem, sondern auch an der Software, die auf dem OS läuft. Bei macOS habe ich oft das Gefühl dass die Entwickler an sich und ihre Software wesentlich höhere Maßstäbe anlegen.

Am Ende des Tages habe ich ohne Windows mittlerweile das gleiche geschafft und habe mich zeitgleich weniger geärgert.
 
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