Am Puls von Microsoft

YouTube für Windows Phone: Die Schlammschlacht zwischen Microsoft und Google ist eröffnet

Erst vor drei Tagen hatte ich darüber berichtet, dass Microsofts neue YouTube App für Windows Phone für Ärger sorgen könnte, weil sie gegen die Nutzungsbedingungen des Google-Dienstes verstößt.
Und siehe da: Es gibt Ärger!
Google hat Microsoft mit einem offiziellen Schreiben aufgefordert, die neue YouTube App sofort aus dem Windows Phone Store zu entfernen und bestehende Installationen bis spätestens 22. Mai zu deaktivieren. Stein des Anstoßes ist wie erwartet, dass die neue App keine Werbung in und vor den Videos anzeigt und damit nicht nur Google, sondern auch den Video-Publishern Einnahmeverluste beschert. Dass Google dies auch im Interesse seiner Publisher nicht hinnehmen kann, steht außer Frage, insofern ist diese Reaktion zunächst einmal vollkommen nachvollziehbar.
Auch die Tatsache, dass die YouTube App von Microsoft das Herunterladen von Videos ermöglicht und Clips auch dann abspielt, wenn sie vom Publisher für mobile Plattformen eigentlich gar nicht freigegeben sind, wird von Google moniert.
Das komplette Schreiben kann hier nachgelesen werden.

Die Reaktion von Microsoft ließ selbstverständlich nicht lange auf sich warten:
Man wäre mehr als glücklich, die Werbung mit anzuzeigen, nur dazu müsste Google endlich den schon lange geforderten Zugriff auf die offiziellen YouTube-APIs freigeben. Die Situation sei nur deshalb so, wie sie ist, weil Microsoft wegen Googles Blockade nach einer eigenen Lösung habe suchen müssen. Da Google-Chef Larry Page bei seiner gestrigen Eröffnungsrede der I/O Konferenz mehr Zusammenarbeit und weniger Kampf gefordert habe, sei man zuversichtlich, was eine Lösung angeht.
Daran, dem Ultimatum von Google zu folgen, denkt man offenbar nicht.

Siehe dazu auch:
Video-Download und Werbefilter: Microsofts YouTube App für Windows Phone bricht Googles Regeln

So – und wer hat nun Recht?
Ganz nüchtern und sachlich betrachtet: Eindeutig Google.
YouTube ist deren Dienst, und wenn sich Google entscheidet, der Windows Phone Plattform darauf keinen offiziellen Zugriff zu gewähren, ist das zunächst mal deren Entscheidung. Man mag über dieses Gebaren denken, was man will – aber so lange kein Wettbewerbshüter Google dazu zwingt, diese Schnittstellen allgemein zugänglich zu machen, können die tun uns lassen, was sie wollen.

Dass Microsoft im Interesse seiner Plattform und seiner Kunden das Heft selbst in die Hand genommen hat, ist für Windows Phone Nutzer natürlich äußerst erfreulich. Und vielleicht war dieser Schritt auch notwendig, um Google aus der Reserve zu locken und möglicherweise eine gerichtliche Klärung des Sachverhalts herbei zu führen. Aber das sollte nicht der Weg sein, wie in Zukunft plattformübergreifend Dienste zugänglich gemacht werden.

Ob es technisch nicht möglich war, die Werbung mit in die App zu übernehmen, oder ob Microsoft damit nur einen Giftpfeil abschießen wollte – ich kann es nicht sagen, aber es sollte mich nicht wundern.

Ich denke, diese Auseinandersetzung wird so schnell nicht zu Ende sein. Und vermutlich werden wieder Millionen an Kundengeldern für Anwälte und Gerichte verbrannt.
Wer es bisher noch nicht mitbekommen hat, dem sollte spätestens jetzt klar sein: Hier herrscht kein Wettbewerb – da Draußen tobt ein thermonuklearer Krieg um die digitale Vorherrschaft. Und wir Kunden sind die Kollateralschäden.
Vielleicht sollten wir alle unsere Smartphones, Tablets und Computer – egal von welchem Hersteller – einfach abschalten und sagen: Wir benutzen sie erst wieder, wenn ihr aus dem Sandkasten steigt und einfach nur euren Job macht.

via, via

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

Anzeige