Beim Browser habe ich nie verstanden, warum Microsoft beim neuen Edge auf Chromium und nicht auf Firefox als Grundlage gesetzt hat. Mit Firefox’ Marktanteil als Ausgangsbasis hätten Microzilla zusammen vielleicht doch noch eine Chance gehabt, Googles Browser-Monopol zu brechen.
Und beim mobilen OS hätte ich mir gewünscht, dass Microsoft und Apple in Anbetracht ihrer guten Zusammenarbeit in der Vergangnheit eine Vereinbarung schließen, iOS-Apps auf Windows Mobile zu bringen.
Es hätte bei den Browsern keinen Unterschied gemacht, ob Microsoft bei Edge nun Gecko als Engine genommen hätte oder gleich auf Chromium aufbaut. Auch wenn Mozilla mit dem Quantum-Projekt unheimlich viel bei Gecko erreicht hat und Firefox heute ein deutlich besserer und schnellerer Browser ist, trägt Mozilla selbst auch Code zum Chromium-Projekt bei und verwendet viele Technologien, die zu Chromium weitgehend kompatibel sind (z.B. die neuen WebExtensions). Dass es sich nicht lohnt, Gecko in dem Maße in der Industrie noch zu pushen, hat zwei Gründe.
Erstens: Im Grunde rennt das gesamte Web und viele Tools mittlerweile auf Chromium-Basis, sei es wegen Node.js oder Electron oder dem breiten Support durch Facebook oder der QtWebEngine oder diverse Clients wie Steam oder Spotify. Chromium ist ein Industriestandard geworden.
Zweitens: Das alte Gecko-Ökosystem hatte sich schon vor dem Wechsel zu Quantum selbst zerlegt. Was heute mit Chromium umgesetzt wird, hatte Gecko damals im großen Stil, es gab Musikplayer, Browser, Mailclients, IDEs, Zeichenwerkzeuge etc., die auf der Firefox-Basis aufbauten. Die meisten davon sind aufgrund von Zeitmangel eingeschlafen oder sind frühzeitig auf den Chromium-Zug aufgesprungen, andere wie Pale Moon probten bewusst den Aufstand. Heute sind nur noch wenige Projekte übrig, die Gecko etwas mehr Gewicht verleihen, die meisten davon haben eine Teilbeteiligung von Mozilla (Tor, Cliqz) oder finden unter ihrem Dach statt (Thunderbird). Es gibt Unternehmen wie Samsung, die sich zumindest in der Forschung an Servo beteiligen, aber für ihren Android-Browser haben Samsung z.B. trotzdem Chromium als Basis genommen. Hinzu kommt, dass viele kommerzielle Erweiterungen schon nicht mehr für Firefox erscheinen oder zumindest unregelmäßig gepflegt werden. Bei Chromium sieht das ganz anders aus.
Was eine Zusammenarbeit mit Apple beträfe... da weiss man, dass sie in Cupertino im Grunde kein Interesse an Windows haben. Ich hatte das ja schon oft genug ausgeführt, aber Apple zieht sich seit Jahren nur noch von Windows als Plattform zurück: 2012 mit Safari, 2016 mit dem ohnehin veralteten Quicktime 7, was nur noch Sicherheitsupdates bekam und dann quasi unter der Hand eingestampft wurde, und eigentlich das Gleiche sehen wir jetzt wieder mit iTunes, wo wir eben keine neuen Apps bekommen haben und wir auch unter Windows in der Form keinen Zugriff auf die neuen Services außer Apple Music kriegen werden. Das einzige Zugeständnis für Windows war die neue iCloud-App im Microsoft Store, wo Microsoft aber selbst ganz gewaltig seine Finger im Spiel hatte. Ansonsten beißen wir bei neuen Entwicklungen auf Granit. Weder hat Apple iOS für die Your Phone-App geöffnet, noch gibt es einen offiziellen Port von Swift für Windows (es gibt nur einen von Drittentwicklern), die eine leichte Portierung von Mac-Anwendungen möglich machen würden.
Insofern sind das einfach pragmatische Entscheidungen gewesen. Chromium und Android erlauben das, woran es bei Gecko und vor allem iOS scheitern würde.