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Xbox One: Gebrauchtspiele, Onlinezwang, Kinect-Datenschutz – und ein Social Media Skandal

Bei den Berichten über die Xbox One hat man sich in den letzten Tagen wieder an alte Grundsätze gehalten. Eine Schlagzeile über ein Microsoft-Produkt muss mindestens einen negativ behafteten Begriff beinhalten. Wie oben zu sehen ist, habe ich mich auch bei diesem Beitrag daran gehalten. Inhaltlich weiche ich jedoch von der Regel ab und schreibe nicht einseitig negativ – obwohl ich durchaus Anlass für Kritik finde.

Fangen wir mit dem Aufreger Nummer 1 an: Kinect.
Was haben sich unsere Politiker, angestachelt durch die unsachliche Berichterstattung, für tolle Bezeichnungen ausgedacht – Überwachungskonsole, Trojaner im Wohnzimmer und so weiter…wir wollen das an dieser Stelle nicht weiter ausbreiten. Was ich in diesem Kommentar geschrieben habe, zu dem stehe ich weiterhin.

Microsoft hat früh darauf geantwortet und jetzt in einem Blog-Beitrag nochmal im Detail erläutert, wie fein sich die Privatsphären-Einstellungen von Kinect justieren lassen.

Was gibt’s zu meckern?
Die Xbox One gibt’s nur im Bundle mit Kinect. Wer den Sensor nicht haben will, bekommt ihn trotzdem. Doch damit nicht genug, denn man kann das Ding nicht einfach im Schrank verstecken – die Xbox One funktioniert nach bisherigen Informationen nur dann, wenn Kinect auch angeschlossen ist. Vor dem Hintergrund des US-Überwachungsskandals lassen sich daraus vortreffliche Verschwörungstheorien ableiten – ich glaube jedoch, die Erklärung ist viel einfacher: Microsoft ist mal wieder so begeistert vom eigenen Produkt, dass man dort gar nicht erst auf die Idee kommt, es könne auch Kunden geben, die damit nichts anfangen können und wollen. Ich bin Kinect, Du musst mich lieb haben. Blödsinn!

Aufreger #2: Onlinezwang
Viele Leute – zu viele, um genau zu sein – lesen nur Überschriften. Und in denen stand gestern, dass die Xbox One alle 24 Stunden bei Microsoft ‘piep’ machen muss, ansonsten wird sie so unterhaltsam wie ein Brikett, das man sich ins Regal legt.
Das Gerücht vom Online-Zwang ist damit also bestätigt, keine Frage.
Beinahe unwichtig zu erwähnen, dass damit auch viele Neuerungen einher gehen, die es so bisher noch nicht gab, oder? Zum Beispiel, dass man die Spiele auf der Festplatte installieren kann und keine Disks mehr wechseln muss (in dem Fall muss die Lizenz eben zyklisch geprüft werden). Oder dass man auch von einer anderen Xbox auf die eigene Spielebibliothek Zugriff hat und auch bis zu zehn Leuten Zugriff gewähren kann.

Was gibt’s zu meckern?
Eigentlich ist es eine Scheindiskussion, denn ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass jemand heutzutage noch eine Konsole kauft und damit partout nicht online gehen will. Aber sei’s drum, es wird Szenarien geben, wo man nicht online gehen kann, weil zum Beispiel der Internetzugang gestört ist oder weil man die Konsole mit ins Ferienhäuschen nehmen will, um für schlechtes Wetter gerüstet zu sein.
Für solche Zwecke muss eine Hintertür offen sein, und damit ist und bleibt ein irgendwie gearteter Online-Zwang eine schmerzhafte Einschränkung, die nicht sein muss. So toll die neuen Möglichkeiten sein mögen, man sollte auch verzichten dürfen.

Aufreger #3: Gebrauchtspiele
Die Frage, ob man gebrauchte Spiele weiterverkaufen darf, beantwortet Microsoft mit einem klaren “Ja aber”. Mein Freund Albert von WPArea hat sich die Mühe gemacht, die diesbezüglichen Erklärungen von Microsoft zu übersetzen – diese könnt Ihr hier nachlesen.
In Kurzform: Der Verkauf von gebrauchten Spielen ist über ein spezielles Programm mit ausgewählten Händlern möglich. An Freunde darf man die Spiele nur weitergeben, wenn man mit diesen seit mindestens einem Monat via Xbox Live verknüpft ist – und jedes Spiel darf nur ein Mal den Besitzer wechseln.

Was gibt’s zu meckern?
Microsoft mag dieses System flexibel nennen – das ist grundsätzlich richtig, denn flexibel ist ein Stahlträger auch. Ich halte diese Einschränkungen – wie bereits gesagt – schlichtweg für dumm. Denn nun werden viele Gebrauchtspiele im Schrank vergammeln, die auf dem Flohmarkt zu Geld gemacht werden könnten, welches über den Kauf von neuen Spielen dem Kreislauf wieder zugeführt wird.
Die Zugeständnisse von Microsoft machen das Dilemma allenfalls weniger schlimm.

Versucht Microsoft die Sozialen Medien zu unterwandern?
Neowin berichtet, dass verschiedene Reddit-Nutzer auffällige Vorgänge in sozialen Netzwerken beobachtet hätten. Demnach würden kritische Kommentare zur Xbox One massenhaft und gezielt negativ bewertet, mit positivem Feedback geschehe das Selbe im umgekehrten Sinn.
Microsoft hat darauf reagiert und – natürlich – beteuert, dass weder Microsoft-Mitarbeiter noch von Microsoft beauftragte Personen in irgendeiner Weise versuchen würden, bei Reddit oder in anderen Online-Medien Einfluss zu nehmen.
Wenn das stimmt, macht Microsoft einen schlimmen Fehler: Sie wären dann das einzige große Unternehmen, welches diese Möglichkeit nicht nutzt…

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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