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Oracle veröffentlicht Java 11 mit großen Veränderungen

Oracle veröffentlicht Java 11 mit großen Veränderungen

Am heutigen Dienstagabend hat Oracle mit Java 11 die nächste Hauptversion der Programmiersprache freigegeben, welche gleichzeitig auch die erste LTS-Version seit der Umstellung auf das schnellere Releasemodell ist, welches alle 6 Monate eine neue Hauptversion verspricht. Dieser Artikel soll den Fokus aber nicht auf die neuen Features richten, sondern vor allem auf die großen Einschnitte und Veränderungen, die mit dieser Version beginnen. Das ist besonders für die Leute interessant, die noch Java-Programme verwenden (müssen) oder das bisherige Oracle JDK eingesetzt haben.

Die wichtigste Änderung für normale Endnutzer: Oracle stellt – beginnend mit Java 11 – keine Standalone-Variante der einfachen Laufzeitumgebung mehr bereit, die benötigt wird, um einfach entsprechende Programme auszuführen. Das passiert deshalb, weil der Trend ohnehin zu gebündelten Installationspaketen geht, bei denen die einzelnen Programme für sich die Runtime schon mitbringen. Nutzer innerhalb des Microsoft-Ökosystems kennen das schon von Minecraft, aber auch andere Programme wie die Entwicklungsumgebungen von JetBrains oder Android Studio von Google bringen die Runtime für das einzelne Programm selber mit.

Für Entwickler wird die Sache eine Ecke komplizierter, weil Oracle hier in mehreren Dingen kräftig aufräumt. Aus technischer Sicht wurde bereits seit geraumer Zeit ein Verschlankungsprozess für das JDK gestartet. In den aktuellen Releases betraf das zum Beispiel die JavaScript-Engine Nashorn (Oracle möchte die Nutzer zur GraalVM migrieren), JavaFX (wird als OpenJFX u.a. von der Firma Gluon weiter verfolgt, JavaFX 11 wurde letzte Woche veröffentlicht) oder Java EE, welches als Jakarta EE nun unter dem Dach der Eclipse Foundation fortgeführt wird und wo sich Microsoft ebenfalls engagiert.

Weit wichtiger ist aber das geänderte Support- und Lizenzmodell. Zunächst sei gesagt, dass das noch unterstützte Java 8 vorerst weiter kostenlose Updates bekommt. Für kommerzielle Nutzer gilt das bis Januar 2019, für nichtkommerzielle Desktop-Nutzer bis Dezember 2020. Hier gibt es also als normaler Nutzer vorerst keinen Grund, in Hektik zu geraten, wenn man nicht unbedingt auf Java 11 ff. wechseln will. Beginnend mit Java 11 spaltet Oracle sein JDK in zwei Versionen auf. Einerseits gibt es das komplett kostenlose Oracle OpenJDK, welches auch für Windows unter diesem Link heruntergeladen werden kann und unter der GPL-Lizenz steht. Zudem gibt es weiterhin das Oracle JDK, welches aber fortan weitgehend an einen kommerziellen Supportvertrag geknüpft ist und (in Produktion) nur noch in Entwicklungs- und Testumgebungen nach Abschluss kostenfrei eingesetzt werden darf.

Wer sich im Zuge dessen jetzt auch weitgehend von Oracle lösen möchte, kann schauen, ob ein anderer Anbieter zertifizierte Builds des OpenJDKs anbietet. Das trifft unter anderem auf IBM und Red Hat (hier für Windows zumindest für die JBoss-Entwicklertools) zu, für Windows wäre Azul Systems mit seiner Zulu-Plattform ein weiterer guter Ansprechpartner.

Wer sich als normaler Endnutzer letztlich schon komplett von Java befreit hat, der kann sich gemütlich zurücklehnen. Für alle anderen gilt: Achtet als normaler Endnutzer darauf, dass euer Programm gebündelt eine JRE-Version mitbringt, und als Entwickler auf die geänderten Voraussetzungen. Dann steht einem weiteren Einsatz von Java außer den üblichen Faktoren (z.B. Sicherheitsbedenken, wir kennen es ja) nichts im Wege.

Über den Autor

Kevin Kozuszek

Kevin Kozuszek

Seit 1999 bin ich Microsoft eng verbunden und habe in diesem Ökosystem meine digitale Heimat gefunden. Bei Dr. Windows halte ich euch seit November 2016 über alle Neuigkeiten auf dem Laufenden, die Microsoft bei seinen Open Source-Projekten und der Entwicklerplattform zu berichten hat. Regelmäßige News zu Mozilla und meinem digitalen Alltag sind auch dabei.

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