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Solaris: Oracle baut weitere Stellen ab

Solaris: Oracle baut weitere Stellen ab

Die 1990er waren aus IT-Sicht eine enorm spannende und vor allem auch andere Zeit. Yahoo war damals noch DIE große Suchmaschine, die Medienindustrie bekam durch Dienste wie Napster erstmals das kalte Grausen und die großen Browser hießen noch Internet Explorer, Opera und Netscape Navigator. Eines der großen Unternehmen dieser Zeit war auch Sun Microsystems, welche im Jahr 2009 von Oracle übernommen und im Laufe des Jahres 2010 vollständig eingegliedert wurde. Während der Name verloren ging, blieben viele der Produkte von Sun bis heute erhalten, darunter MySQL, Java, OpenOffice (bzw. damals StarOffice), NetBeans, VirtualBox und das hauseigene Betriebssystem Solaris, welches genau wie BSD und macOS ein Vertreter des unixoiden Betriebssysteme ist.

Bereits seit einiger Zeit ist Oracle dabei, das Erbe von Sun zu zerstückeln und nach und nach abzuwickeln. Das bekannteste Opfer ist bisher OpenOffice gewesen, welches mittlerweile bei der Apache Software Foundation in seinen Überresten dahin vegetiert und vom eigenen Fork LibreOffice, in dem sich auch der Großteil der alten Hauptentwickler versammelt hat, schon lange überholt wurde. Auch bei NetBeans gibt es mittlerweile Überlegungen, es bei der ASF zu parken, so richtig aktiv ist Oracle aktuell aber bei Solaris und der zugehörigen Architektur SPARC.

Weg von Hardware, hin zur Cloud

Seitdem Oracle die Entwicklung von Solaris übernommen hat, stagniert die Entwicklung vor sich hin. Die aktuelle Version ist Solaris 11.3 vom Oktober 2015, das letzte große Update zuvor stammt aus 2011 (unter Sun wurde wie bei Windows alle 2-3 Jahre eine neue Hauptversion veröffentlicht). Nachdem Oracle sich zunächst vom eigentlich angepeilten Solaris 12.0 verabschiedet hat und stattdessen Solaris 11.4 anstrebte, scheinen die Tage von Solaris bei Oracle nun gezählt zu sein.

Nachdem zu Jahresbeginn schon 1.000 Mitarbeiter gehen mussten, sind nun nochmal bis zu 1.500 Angestellte von der neuen Kündigungswelle betroffen. Im Gegenzug hat Oracle 5.000 Cloudspezialisten eingestellt, die das rasante Wachstum der Unternehmenssparte (60 % im letzten Quartal) in Geld umsetzen und weiterentwickeln sollen. Damit geht Larry Ellison weiter konsequent und in seiner unnachahmlichen (rücksichtslosen) Art seinen neuen Weg, bei dem er mittlerweile auch nicht mehr SAP, sondern Unternehmen wie Amazon oder Microsoft als die großen Gegner der Zukunft ausgemacht hat.

Was geht, was bleibt

Auch wenn Solaris bei Oracle keine Zukunft mehr haben wird, dürfte ihm insgesamt ein ähnlicher Weg bevorstehen wie einst OpenOffice. Während sich dort die ehemaligen Entwickler unter dem Dach der Document Foundation zusammengefunden haben und mittlerweile den Fork LibreOffice vorantreiben, wurde von der Community schon vor längerer Zeit der auf OpenSolaris basierende Fork OpenIndiana vorangetrieben. Ganz verschwinden wird das Erbe von Solaris also nicht. Das Erbe von Sun hingegen wird mehr und mehr verblassen.

Über den Autor

Kevin Kozuszek

Kevin Kozuszek

Seit 1999 bin ich Microsoft eng verbunden und habe in diesem Ökosystem meine digitale Heimat gefunden. Bei Dr. Windows halte ich euch seit November 2016 über alle Neuigkeiten auf dem Laufenden, die Microsoft bei seinen Open Source-Projekten und der Entwicklerplattform zu berichten hat. Regelmäßige News zu Mozilla und meinem digitalen Alltag sind auch dabei.

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