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UGREEN NASync DXP4800: Erste Eindrücke vom Neueinsteiger im NAS-Markt

UGREEN NASync DXP4800: Erste Eindrücke vom Neueinsteiger im NAS-Markt

UGREEN, bisher bekannt als Hersteller von Kabeln, Ladegeräten, Docking Stations und ähnlichem Zubehör, wagt sich in neue Gefilde vor und baut künftig NAS Server. Heute startet die Kickstarter-Kampagne, das ist eine gute Gelegenheit, ein paar erste Eindrücke niederzuschreiben.

Schon vor dem offiziellen Start hat UGREEN einige Kunden und Medien mit Testgeräten versorgt. Wir haben ebenfalls zwei Geräte erhalten, und zwar das DXP4800, welches die “klassische Variante” eines NAS repräsentiert, sowie das DXP480T Plus, ein äußerst kompaktes Gerät, das mit M.2-SSDs bestückt wird.

Mein Kollege Alex und ich haben uns die beiden Geräte geteilt. Ich habe das DXP4800 unter meine Fittiche genommen, weil ich privat erst kürzlich ein Synology DS923+ in Betrieb genommen habe und sich ein Vergleich geradezu aufdrängt.

Wir gehen außerdem mit unterschiedlichen Ansätzen an die beiden Geräte. Ich arbeite ausschließlich mit der Original-Firmware von UGREEN, dem Betriebssystem “UGOS”, während Alex sein Testgerät mit dem alternativen Betriebssystem Unraid betreibt.

Wir starten mit dem DXP4800 und dessen Spezifikationen, um DXP480T Plus wird Euch Alex demnächst ebenfalls seine bisherigen Eindrücke schildern.

Technische Daten des UGREEN NASync DXP4800

CPU Intel N100, 4 x 3,0 Ghz
RAM 8 GB (aufrüstbar auf 16 GB)
Laufwerke 4 x 2,5 oder 3,5 Zoll SATA
2 x M.2 NVMe SSD 2280
RAID-Konfiguration Single Drive, JBOD, RAID 0/1/5/6/10/5+Hot Spare
Anschlüsse hinten 2 x RJ45/LAN mit bis zu 2,5 Gbps
1 x USB 3.2 Gen 1, max. 5 Gbps
2 x USB 2.0, max. 480 Mbps
1 x HDMI (4k)
Anschlüsse Front 1 x USB 3.2 Gen 2, max. 10 Gbps
1 x USB-C 3.2 Gen 2, max. 10 Gbps
SD Card Reader
Betriebssystem UGREEN UGOS
Maße 179×178×258 mm (BxTxH)
Gewicht ca. 4 Kg
Preis (UVP) 599,99 Dollar
359,99 Dollar über Kickstarter

UGREEN NAS DXP4800

Im Karton liegen neben dem NAS und dem Netzteil eine Anleitung, zwei LAN-Kabel, zwei “Schlüssel” zum Ver- und Entriegeln der Laufwerkseinschübe, Befestigungsschrauben nebst Schraubendreher sowie zwei Kühlpads für den Fall, dass man das Gerät mit NVMe SSDs bestücken möchte.

An der Unterseite des Geräts befindet sich eine Wartungsklappe, hier können die SSDs eingesteckt sowie der Arbeitsspeicher auf- und umgerüstet werden.

UGREEN NAS DXP4800 Wartungsöffnung fpr SSD und RAM

Die Laufwerkseinschübe lassen sich leicht entriegeln und nach vorn herausziehen. Sehr praktisch ist die Nummerierung, hier wurde an ein wichtiges Detail gedacht, damit man bei Wartungsarbeiten die Reihenfolge der Festplatten nicht durcheinander bringen kann.

UGREEN NAS DXP4800 Laufwerksschacht

Die beigelegten Schrauben benötigt man lediglich, wenn man 2,5 Zoll Festplatten einbauen möchte. Um klassische 3,5 Zoll Laufwerke einzusetzen, lässt sich der Einschub entriegeln und leicht auseinanderziehen, damit die Festplatte bequem eingelegt werden kann.

UGREEN NAS DXP4800 Laufwerksschacht mit eingelegter Festplatte

Wenn man keine zwei linken Hände hat, ist das NAS samt Festplatten also in weniger als 15 Minuten einsatzbereit.

Mein erstes Fazit zur Hardware fällt einsilbig aus: Wow!

Mein Synology DS923+ wird hinsichtlich der Spezifikationen locker in die Tasche gesteckt. Im UGREEN DXP4800 steckt eine bessere CPU, doppelt so viel RAM (den sich Synology unseriös teuer bezahlen lässt), außerdem gibt es mehr und bessere Anschlüsse. Lediglich der eSATA-Port fehlt im Vergleich zu Synology.

Die Verarbeitungsqualität und Wertigkeit der Hardware sind beim UGREEN um zwei Klassen besser als bei meinem Synology. Das DS923+ ist ein “Plastikbomber”, während beim DXP4800 sehr viel mehr Metall zum Einsatz kommt und es sich rundum besser anfühlt.

Kleine Details wie das magnetisch anhaftende und so jederzeit leicht zu Reinigungszwecken abnehmbare Lüftungsgitter runden diesen hervorragenden Eindruck ab. Hier lässt rein gar nichts erahnen, dass es sich um ein “Erstlingswerk” handelt.

UGREEN NAS DXP4800 magnetisches Lüftungsgitter

Großbaustelle UGOS

Von der himmelhoch jauchzenden Begeisterung über die Hardware kommt der tiefe Fall, wenn wir über die Firmware “UGOS” sprechen.

Diese befindet sich derzeit noch in einem sehr rudimentären Zustand – und das ist die diplomatischste Formulierung, die mir dazu einfällt. Allzu viel funktioniert noch nicht, auch das Angebot an Apps ist derzeit noch sehr eingeschränkt. Es gibt eine App für Fotos, einen Download-Client, eine App zum Sichern und Synchronisieren von Daten, einen Texteditor und eine Dateiversionierung, das war es im Großen und Ganzen. Videoplayer, der Dienst für virtuelle Maschinen und viele weitere versprochene Funktionen sind noch nicht fertig.

Immerhin geht die Entwicklung aber mit großen Schritten voran. Die initiale Version der Oberfläche war noch ein katastrophaler Mix aus Denglisch und Chinesisch. Aufgrund eines Bugs in der Netzwerk-Konfiguration konnte ich nicht einmal ein Update installieren. Das gelang erst, nachdem manuell ein alternativer DNS-Server eingestellt wurde.

Inzwischen ist die Lokalisierung weitgehend in Ordnung und das UGOS ist grundsätzlich benutzbar, meine produktiven Daten würde ich ihm derzeit allerdings noch nicht anvertrauen wollen.

Was die Optik von UGOS angeht, so zeigt sich einmal mehr, dass sich die Chinesen beim Design von Produkten immer wieder gerne – ähem – inspirieren lassen.

Das UGREEN NASync Betriebssystem UGOS

Ich will nicht den Stab über UGOS brechen. Bis zur offiziellen Markteinführung ab Mai ist noch Zeit, und wenn die Entwicklung im gleichen Tempo weitergeht, dann bin ich durchaus optimistisch. An der Stelle von UGREEN hätte ich das System allerdings in diesem frühen Stadium noch nicht an die Tester gegeben.

Zum Stromverbrauch des DXP4800 gibt es noch keine belastbaren Informationen. Was das Betriebsgeräusch angeht, so kann ich wiederum im Vergleich zum Synology DS923+ sagen, dass die Festplatten deutlich besser entkoppelt sind und es daher erheblich leiser arbeitet. Den Lüfter habe ich bislang nicht wahrgenommen, aber es gibt ja momentan auch noch keine Software, mit dem man das Gerät unter Stress setzen könnte.

Vorläufiges Fazit:

Die Hardware der UGREEN NASync Geräte ist ein Highlight und verspricht ein großartiges Preis-Leistungs-Verhältnis. Schaut man nur auf die Hardware, so lässt das hier besprochene DXP4800 mein Synology DS923+ in praktisch allen Belangen klar hinter sich.

Wer heute ab 16 Uhr bei Kickstarter zuschlägt und sich sein Gerät mit einem Rabatt von 40 Prozent sichert, muss aber zumindest eine gehörige Portion Vertrauen aufbringen, dass die Software den für den Produktivbetrieb notwendigen Reifegrad erreicht. Wer dagegen nur auf die erstklassige Hardware schaut und ohnehin plant, ein alternatives System zu installieren, kann bedenkenlos zugreifen.

 

Disclaimer: UGREEN hat uns die NAS-Server nebst Festplatten kostenlos zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf die Berichterstattung oder eine Verpflichtung zur Veröffentlichung gibt es nicht.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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