AW: Heute Abend im Ersten: "Das Microsoft-Dilemma"
War mir klar, dass da technisch gekrittelt wird - da war der Beitrag schwach.
Schwach ist das falsche Wort. An manchen Stellen wurde einfach übertrieben. Diverse Behauptungen waren falsch oder nicht beweisbar. Außerdem wurden wieder mal wie typisch für derartige Fernsehbeiträge Verallgemeinerungen und bewußte Übertreibung eingesetzt. So drängt sich zumindest der Verdacht auf, daß bei den Behauptungen, die man nicht selbst überprüfen kann, ebenso verfahren wurde.
Man kann einen Vergleich von Word und Writer nicht auf die Fähigkeit, daß beide dasselbe Dokument darstellen können und daß die Anzahl der Codezeilen im Dokumentenformat in Word mehr als in Writer ist, reduzieren. Dann noch zu behaupten, daß durch diese höhere Anzahl an Codezeilen die Sicherheit gefährdet ist, weil Viren mehr Ansätze zum Angriff finden, ist einfach dämlich, weil nicht beweisbar oder sogar falsch. Es mag ja sein, daß Libre Office sicherer als Microsoft Office ist, aber das soll man dann bitte anders darlegen als so wie in dem Beitrag.
Eine weitere Behauptung war, daß Microsofts Produkte überkomplex seien. Selbst wenn das stimmt, dann trifft das für die Konkurrenz Linux und Libre Office auch zu. Auch die Kosten wurden angesprochen und Beispiele präsentiert, bei denen mit Open Source Software Geld gespart wurde. Bei dieser oberflächlichen Feststellung ist es dann leider geblieben. Details, warum und wie Kosten gespart wurden, wurden weggelassen. Dabei wäre genau das interessant. Es ist ja nicht so, daß Linux keinerlei Kosten verursacht und Windows auf jeden Fall durch die Lizenzkosten einen Nachteil hat. Außerdem war das wiedermal nur ein Beispiel und man wird vermutlich auch andere finden, bei denen der Umstieg auf Libre Office oder Linux sind als teurer erwiesen hat. Immerhin verursacht die Umstellung von Windows auf Linux erheblichen Aufwand, der berücksichtigt werden und gegen die Vorteile abgewogen werden muß.
Ich denke, es ist schon zu hinterfragen, wieso unsere Behörden und Regierungen sich auf diesen Schiene immer weiter in eine Abhängigkeit von einem Monopol begeben. Und wenn ich sehe, wie das Informationsfreiheitsgesetz durch Schwärzungen und Schweigen unterlaufen wird, dürfte uns das das Thema früher oder später noch arg auf die Füße fallen.
Eben. Der Beitrag hat einige diskussionswürdige Ansätze enthalten, aber durch die Schwächen macht er alles kaputt. Wer mit einem Schild "Das große böse Microsoft mit seinen gemeinen Lobbyisten und die dummen Politiker erst" durch die Gegend läuft, muß damit leben, daß er nicht ernst genommen wird.
Bzgl. der Vergabepraxis hätte ich mir gewünscht, daß mehr Informationen geliefert werden. Interessant wäre aus meiner Sicht nämlich der Unterschied zwischen Linux und Windows, daß man bei Windows mit der Windows-Lizenz von Microsoft oder Händlern und dem Support von ggf. Dritten zwei Produkte kaufen muß, während man bei Linux nur den Support kaufen muß. Wie stellt sich das rechtlich dar, wenn sich eine Behörde für Windows entscheidet? Muß diese dann überhaupt Linux in das Vergabeverfahren einbeziehen? Ist eine solche Entscheidung für ein bestimmtes System überhaupt erlaubt? Wie sind die Umstellungskosten in dem Verfahren einzuordnen? etc.