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Microsoft Copilot: Sanfter Abo-Zwang und Ökosystem-Abschottung an einem konkreten Beispiel

DrWindows

Redaktion
Microsoft Copilot: Sanfter Abo-Zwang und Ökosystem-Abschottung an einem konkreten Beispiel
von Martin Geuß
Microsoft Copilot Logo


Das kostenpflichtige Abonnement des Microsoft Copilot soll für Microsoft zu einer neuen, kräftig sprudelnden Geldquelle werden, indem man viele Zusatzfunktionen bereitstellt, die für mehr Produktivität sorgen und so den Aufpreis rechtfertigen. Was aber, wenn bisher frei verfügbare Features hinter die Aboschranke wandern und Microsoft die Integration des Copilot dazu nutzt, sein Ökosystem nach außen abzuschotten?

Für geschäftliche Microsoft 365 Nutzer kostet das Copilot Pro Abonnement 337,20 € pro Nutzer und Jahr (entspricht 28,10 € pro Monat, es wird aber nur jährliche Abrechnung angeboten). Privatkunden müssen 22 € pro Monat bezahlen, um die Zusatzfunktionen nutzen zu können. Gesalzene Preise, aber das Abo ist freiwillig und bei einem entsprechenden Zugewinn an Produktivität kann sich das unter dem Strich sogar rechnen.

Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass Microsoft über den Copilot nicht nur neue Funktionen anbietet, sondern auch bisher frei verfügbare Funktionen streicht und sie in den Copilot integriert. Im folgenden konkreten Beispiel wird es Drittanbietern außerdem erschwert, gleichwertige Funktionen anzubieten, indem eine Schnittstelle gekappt wird.

In einem schon etwas länger zurückliegenden Blogpost hat Microsoft die Vorteile der Integration des Copilot in Outlook hervorgehoben. Basierend auf dem Inhalt einer E-Mail kann der Copilot etwa vorschlagen, eine Besprechung anzuberaumen oder eine Aufgabe zu erstellen. *

Das funktioniert allerdings auch heute schon. Outlook ist in der Lage, bestimmte Inhalte einer E-Mail wie Adressen oder Telefonnummern automatisch zu erkennen. Lässt sich aus dem Text der Wunsch nach einem Termin oder die Zuweisung einer Aufgabe ableiten, erkennt Outlook das ebenfalls. “Entity Stamping” nennt sich das, die auf diese Art gewonnen Daten werden bislang über eine API bereitgestellt, ermöglichen es also Drittanbietern von AddOns, auf diese Daten zuzugreifen und den entsprechenden Textabschnitt in einen klickbaren Link umzuwandeln, der das zugehörige AddOn öffnet.

Exakt diese API wird demnächst abgedreht. Bis spätestens Mitte Juni wird das “Entity Stamping” aus Outlook entfernt, darauf basierende AddOns funktionieren dann nicht mehr. In der Ankündigung im Microsoft 365 Admincenter verweist Microsoft die Entwickler auf eine alternative Methode. Mit “Regex matching” lässt sich der Inhalt von E-Mails ebenfalls analysieren, jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: Statt die oben genannten Daten sozusagen frei Haus geliefert zu bekommen, müssen Entwickler mit regulären Ausdrücken selbst danach suchen. Das ist nicht nur aufwendiger, sondern kann auch einen negativen Einfluss auf die Performance haben.

Mit dieser Maßnahme dreht Microsoft auch einer Reihe seiner eigenen AddOns den Saft ab, aber das ist durchaus so gewollt. Für Nutzer ohne Copilot Pro Abonnement bedeutet das einen Verlust an Funktionalität, Drittanbietern wird es damit erschwert, sich in eine der weltweit am häufigsten genutzten Kommunikationslösungen einzuklinken.

Auch wenn das nur ein kleines Beispiel ist, halte ich es für wichtig, Microsoft genau auf die Finger zu schauen. Das teure Copilot Pro Abo sollte sich ausschließlich durch Mehrwert rechtfertigen, und nicht durch den Rückbau von Funktionen einen sanften Zwang aufbauen.



* Fußnote: Die Zusatzfunktionen des Copilot in Outlook gehen weit darüber hinaus, das soll nicht unerwähnt bleiben. An der beschriebenen Problematik ändert das allerdings nichts.


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Schön dass man als Privatuser Microsoft nicht nutzen muss. Und die Firmen werden wohl oder übel das Zeugs abonnieren. Als Microsoft Aktionär freut mich das natürlich 😁
 
Deiner Einschätzung am Schluss würde ich mich anschließen! Es ist zwar "nur" ein relativ kleiner Schritt, aber es wird sicherlich der Versuch gestartet werden und nicht nur von MS, Funktionen hinter der KI Paywall zu verstecken um so einen Zwang zum Abo aufbauen zu können.
 
Das hat auf mich dann auch den Eindruck, dass die neuen Funktionen nicht so grundlegend neu sind, also der Mehrwert sich in Grenzen hält.
Die Änderung stört mich noch nicht, ich mag die Umwandlung in Links generell nicht, aber es konnte nützlich sein; deswegen wirkt schon amüsant, wenn man solche Nebensachen abbauen muss, um Mehrwert eines neuen Dienstes zu behaupten.
 
Es gilt nach wie vor die Aussage, dass Microsoft daran arbeitet, den Copilot im Einklang mit dem Digital Markets Act anzubieten. Was auch immer das heißt.
 
Das empfinde ich immer wieder aufs Neue als amüsant. Auf dicke KI-Hose machen und nicht mal einen Satz fehlerfrei übersetzen können. Ich verstehe das doppelt nicht, denn der in Edge integrierte Übersetzer ist richtig gut, da muss man nur selten was nachbessern.
 
Da besteht der Vorwurf das die KI ihr Wissen von anderen Seiten zieht (dabei auch Paywalls überwindet ohne zu Zahlen) und dann wird diese KI selbst zur Pay Maschine.
Ich muss sagen ich verstehe nicht mehr was überhaupt in diesem Abo als Leistung drin ist. Insgesamt währe die ch schon bereit etwas dafür zu zahlen, wenn auch entsprechend Mehrwert sichtbar wird. Besser wäre es jedoch wenn es Teil von Microsoft365 sein würde und dafür dann der Preis etwas steigt. Ich will am Ende ich nicht für jede Kleinigkeit ein Extra Abo haben.
 
Mit dieser Maßnahme dreht Microsoft auch einer Reihe seiner eigenen AddOns den Saft ab, aber das ist durchaus so gewollt. Für Nutzer ohne Copilot Pro Abonnement bedeutet das einen Verlust an Funktionalität, Drittanbietern wird es damit erschwert, sich in eine der weltweit am häufigsten genutzten Kommunikationslösungen einzuklinken.
Je mehr Einschränkungen in Outlook kommen (ohne ein Abo zu bezahlen) desto mehr Anreiz dann auch gleich den
Mail Client zu wechseln ;).
 
dabei auch Paywalls überwindet ohne zu Zahlen
Das ging auch nur weil Verlage den Google- und den Bingbot bei Paywalls ausnehmen damit die den ganzen Inhalt indexieren können und den normalen Nutzern dann ne Paywall vorsetzen (Soft-Paywalls). Ist auf Seiten der Verlage sehr unmoralisch. Die KI kann ja nicht "wissen" dass sie gerade ein Fake-Paywall "umgeht". Das wurde aber so nicht berichtet (natürlich nicht, es braucht ja Anti-KI-Futter).
 
Ist auf Seiten der Verlage sehr unmoralisch. Die KI kann ja nicht "wissen" dass sie gerade ein Fake-Paywall "umgeht".
Das ist aber doch genau so gewollt:

Ganze Info für die Suchmaschine bereitstellen da ja die Suche einen Anreisser PLUS Weblink auf die
Originalseite anzeigt und so die User auf die Seite der Verlage zieht damit die dort dann für die gesammte
Info zahlen können.

KI hingegen listet eventuell die ganze Info und auch noch zusammengestellt mit anderen Infoseiten gratis
OHNE die User auf die Paywalls zu verweisen.

Suchmaschinen, die den ganzen Text anzeigen würden, wären wahrscheinlich genauso ausgeschlossen worden.
 
Ja und das ist unmoralisch. Verlage könnten immer noch einen Absatz gratis für Suchmaschinen bereitstellen anstatt den ganzen Text - tun sie aber nicht, weil sie wissen, dass sie dann nicht weiter oben gelistet werden.

Das funktioniert aber leider technisch nicht, weil dann müssten die ja pro Artikel 2 Versionen anbieten und
noch dazu den Robot vom ganzen Artikel abhalten und dann noch alle möglichen Suchindexverweise die
passend wären in den Anreisser einpflegen. Diese Arbeit tut sich niemand an.

Und der Enduser kann ja selber so tun als wäre er eine Searchengine, dann bekommt er auch den
ganzen Artikel.


Unmoralisch find ich jetzt gerade nichts dabei, steckte ja auch Arbeit hinter den Artikeln. Lästig
ist es hingegen schon und vor allem gibt es imme mehr Paywalls und leider immer noch kein
Konzept im Internet für ein passendes Micropayment.
 
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