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Windows 10 Build 16215 bringt zahllose Neuerungen

Seit über drei Wochen hatte es keine neue Insider-Build für Windows 10 mehr gegeben, wenn wir die unabsichtliche Veröffentlichung von letzter Woche mal ausklammern. In der Nacht ist die Build 16215 für Windows 10 im Fast Ring veröffentlicht worden, und sie erklärt die lange Wartezeit. Es handelt sich um eine der umfangreichsten Insider-Builds, die Microsoft je für Windows 10 veröffentlicht hat. Das Changelog auszudrucken, würde 30 DIN A4 Seiten füllen.

Die Nachricht des Tages aber lautet natürlich: In der ebenfalls veröffentlichten Build 15222 für Windows 10 Mobile wurde das Copyright-Datum korrigiert!

Spaß beiseite, die Build 16215 für PC hat es wirklich in sich, und es wird einige Zeit dauern, sich durch all die Neuerungen zu arbeiten. Werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Änderungen.

Fluent Design für Startmenü und Info-Center
Das neue Fluent Design hält mit dieser Build Einzug ins Startmenü und ins Info-Center von Windows 10. Voraussetzung ist, dass man in den Personalisierungs-Einstellungen die Transparenz-Effekte aktiviert hat.

Beim Startmenü läuft die horizontale und vertikale Größenänderung nun optisch eleganter ab, außerdem lässt es sich endlich in beide Richtungen gleichzeitig vergrößern und verkleinern. Auch das Umschalten in den Tablet Mode soll nun sauberer funktionieren.

Das Info-Center erhält einen neuen Look, unter anderem sind die verschiedenen Apps und Komponenten nun optisch besser voneinander getrennt. Bei den Acrylic-Elementen des Fluent Designs ist noch mit Darstellungs-Bugs zu rechnen, diese werden in einer zukünftigen Insider-Build behoben.

Neuerungen in Microsoft Edge
In Microsoft Edge gibt es ebenfalls einige Neuerungen. So lässt er sich, wie man das von anderen Browsern gewohnt ist, nun auch mit der Taste F11 in den Vollbild-Modus schalten (ging auch vorher wie in allen Universal Apps mit Windows/Shift/Enter, war aber nur wenigen Nutzern bekannt). Außerdem kann man den Vollbild-Modus auch per Mausklick oder Fingertipp auf das neue Icon auslösen:

Häufig besuchte Webseiten können nun wieder direkt an die Taskleiste angeheftet werden, außerdem lässt sich die Notiz-Funktion von Edge nun auch innerhalb von eBooks nutzen, um sich zum Beispiel wichtige Textstellen anzustreichen.

Neben zahlreichen Detail-Optimierungen ist noch eine Neuerung erwähnenswert: Alle geöffneten Tabs lassen sich nun mit einem Klick als Lesezeichen in einen neu angelegten Ordner speichern. Interessant bei umfangreichen Recherchen oder wenn man sich eine aktuelle Session einfach nur dauerhaft abspeichern möchte.

Cortana
Die Neuerungen bei Cortana sind wie immer US-exklusiv, darum schenken wir ihnen die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Nächster Punkt.

Verbesserungen bei der Stifteingabe
Die Handschrift-Eingabe wird mit dem Fall Creators Update für Windows 10 deutlich verbessert, in der Build 16215 können diese Funktionen erstmals ausprobiert werden.

Das Eingabefeld für die handschriftliche Eingabe wurde von Grund auf neu gebaut, es erlaubt jetzt unter anderem beliebig lange Eingaben. Wörter, die man geschrieben hat, werden jetzt sofort erkannt und umgesetzt, so dass man direkt weiter schreiben oder ggfs. Korrekturen vornehmen kann.

Bereits eingegebener Text kann markiert und editiert werden, die für mich coolste Neuerung aber ist, dass man Schreibfehler nun einfach “überkritzeln” kann, so wie man das gerne auch mal auf Papier tut. Nur hier mit dem schöneren Endergebnis.

Darüber sind nachträgliche Änderungen mittels Stift-Gesten nun direkt während der Eingabe möglich, um Wörter zu verbinden, zu trennen oder durchzustreichen, um sie wieder zu löschen. Das Einfügen von Emojis und Symbolen während der Handschrifteingabe wurde ebenfalls verbessert.

Um versehentliche Eingaben besser zu unterdrücken, muss die Schrifteingabe per Finger nun explizit eingeschaltet werden. Weitere Optimierungen betreffen die handschriftliche Eingabe in englischer und chinesischer Sprache, last but not least kann ein verlegter Stift nun mit der Funktion “Find my Pen” gefunden werden. Das hilft zwar nicht, wenn man ihn innerhalb der eigenen Wohnung irgendwo “vergraben” hat, aber sollte man ihn irgendwo vergessen oder verloren haben, lässt er sich so nun vielleicht wieder auffinden.

Unabhängig von der Handschrifteingabe kann der Stift nun auch verwendet werden, um durch lange Dokumente zu scrollen oder Text zu markieren.

Emojis im Schnellzugriff
Mit den Tastenkombinationen Windows + Punkt bzw. Semikolon kann die Emoji-Eingabe nun in jedem Textfeld aufgerufen werden. Das funktioniert vorerst allerdings nur, wenn das US-Layout aktiviert ist. Außerdem kann man mit den Cursor-Tasten durch die einzelnen Emojis navigieren und eine Auswahl per Enter bestätigen. Mit Tab springt man durch die Kategorien und mit Esc verlässt man die Emoji-Eingabe wieder. Unterstützt ein Emoji mehrere Hautfarben, sind diese per Rechtsklick mit der Maus zugänglich.

Touch-Keyboard springt vom Smartphone auf PC und Tablet
Durch die in der letzten Woche versehentlich veröffentlichte Build 16212 war diese Neuerung schon bekannt, man freut sich aber gerne ein zweites Mal: Endlich wurde die Touch-Tastatur von Windows 10 Mobile auf die PC-Version von Windows 10 gebracht. Sie lässt sich entweder in voller Breite als auch im kompakten Einhand-Modus nutzen, dann entspricht das Look & Feel praktisch genau dem auf dem Smartphone. Auch die Texteingabe per Swype funktioniert nun, darüber hinaus sollen die Wortvorhersagen deutlich verbessert worden sein. Letzteres ist stark von der Lokalisierung abhängig, darum lässt sich das erst nach einem Selbstversuch beurteilen.
Die Spracheingabe lässt sich über das neue Touch-Keyboard ebenfalls starten, sie ist aber nur in Englisch und Chinesisch verfügbar.

In die Zwischenablage teilen
Es ist nur eine kleine Neuerung, aber sie war dringend notwendig: Beim Teilen von Inhalten kann beispielsweise ein Link in die Zwischenablage gelegt werden, wenn die passende App nicht als mögliches Ziel auftaucht. Das musste man bisher über Drittanbieter-Apps lösen.

Bessere Erkennung von Medien-Inhalten
Universal Apps, die auf Fotos, Videos und Musik zugreifen, zeigen nicht immer alle Inhalte, wenn man nicht die von Windows 10 vorgegebenen Ablageorte verwendet. Das soll sich ab der Build 16215 deutlich verbessern. Ordner, in denen Medieninhalte liegen, werden nun automatisch erkannt und es wird angeboten, diese zu integrieren.

Zahllose weitere Optimierungen bei Einstellungen, Game-Mode, Entwickler-Optionen und Barrierefreiheit
In den Einstellungen gibt es zahlreiche Detail-Änderungen, so gibt es neue Einstellungen für HDR-Monitore sowie im Bereich Netzwerk und Windows Update, außerdem lassen sich die Standard-Zuordnungen von Dateiendungen und Protokollen per App nun besser verwalten. Auch bei der Game Bar gibt es zahlreiche Verbesserungen, ebenso bei der Barrierefreiheit. Auch für Entwickler gibt es Neuerungen, unter anderem jene, dass für die Nutzung des Linux-Subsystems der Entwickler-Modus nicht mehr explizit aktiviert sein muss. Wenn ihr alles im Detail nachlesen wollt, schaut im Windows Blog vorbei, das würde hier eindeutig den Rahmen sprengen.

Abschließend sei aber noch darauf hingewiesen, dass es sich um eine Fast Ring Build mit entsprechenden Bugs handelt. Wer aufgrund der Neuerungen nun neugierig wird und darüber nachdenkt, auf den Insider-Zug aufzuspringen, sollte sich darüber im Klaren sein. Auf einigen Geräten funktioniert beispielsweise das WLAN in dieser Build überhaupt nicht, zum Beispiel auf den ersten beiden Generationen des Surface Pro. Außerdem gibt es in der Build 16215 einen Bug, der unter Umständen das Starten einiger Universal Apps wie z.B. Twitter verhindern kann. Die Liste aller Bugs könnt ihr ebenfalls im Windows Blog nachlesen.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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