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Kommentar: Panikmache um Windows 8 Lizenzkosten

Hersteller sollen angeblich 85 Dollar für eine WindowsRT-Lizenz bezahlen müssen.
Vor zwei Tagen meldete die Webseite VR-Zone (die nach wie vor die einzige Quelle für diese Nachricht ist), man habe am Rande der Computex mit mehreren OEM-Herstellern gesprochen und von diesen erfahren, dass Microsoft für WindowsRT – der ARM-Variante von Windows 8 – Lizenzkosten in Höhe von 85 Dollar je Gerät verlangen will – was in etwa dem entspricht, was die Windows 7 Lizenzen für Komplett-PCs heute kosten.
Ich gebe zu: Wenn das so stimmen sollte, dann überrascht mich das, ich hätte mit weniger gerechnet. Logischerweise wird sich das in den Verkaufspreisen niederschlagen, denn der Endverbraucher bezahlt am Ende immer die Gesamtrechnung.
Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann sind die daraus resultierenden Schlussfolgerungen, dass Windows 8 bzw. WindowsRT deshalb einen entscheidenden Wettbewerbsnachteil haben wird, denn schließlich fallen bei Apple und Android-Tablets keine separaten Lizenzkosten an. Das stimmt zwar auf den ersten Blick, hält aber einer kritischen Betrachtung nicht stand.
Apple scheidet als All-in-One-Hersteller in diesem Vergleich aus – logischerweise muss man für das iPad keine Lizenzgebühren von Cupertino nach Cupertino überweisen. Wer sich das Verhältnis zwischen Umsatz und Gewinn bei Apple anschaut, der kann aber auch ohne BWL-Studium leicht erkennen, mit welch gewaltigen Margen da gearbeitet wird.

Android-Tablets taugen da schon eher für einen Vergleich: Die Hersteller erhalten es kostenlos, der direkte Vergleich mit den Lizenzgebühren für WindowsRT geht also eindeutig zu Gunsten von Android aus.
Allerdings unterhält jeder Hersteller eines Android-Tablets eine eigene Entwicklungsabteilung, welche das System komplett an die eigenen Bedürfnisse anpasst. Die Kosten dafür schlagen natürlich auf den Preis durch, den am Ende der Kunde bezahlt. Ob das unter dem Strich einen besonders großen Unterschied macht?
Ich kann das nicht mit Zahlen untermauern – dennoch halte ich die Feststellung, dass ein Tablet mit Android 85 Dollar günstiger ist als eines mit WindowsRT, für schlichtweg falsch.
Das eine System wird fertig angeliefert, das andere muss aufwändig adaptiert werden.

Entscheidend ist doch letztlich nur die eine Frage:
Was muss ich bezahlen, und was bekomme ich dafür?
Und wenn das Verhältnis von Preis und Leistung stimmt, dann kaufe ich.
Selbst wenn die kolportierten 85 Dollar zutreffen, so bedeutet das noch lange nicht, dass es deshalb keine preiswerten Windows-Tablets geben wird. Man bekommt heute auch Notebooks für 300 Euro mit vorinstalliertem Windows 7 – das geht also. Und kein Hersteller würde ein Gerät zu diesem Preis verkaufen, wenn er dabei ärmer werden würde.

Und dass der Preis wirklich das entscheidende Kriterium ist, darf man ohnehin bezweifeln. Das iPad fällt ja nun nicht gerade in das Segment der Discount-Tablets, um es mal ironisch zu formulieren – und feiert dennoch gigantische Erfolge.

Die Geräte müssen gut sein – so gut, dass sie beim Kunden den Reiz “will ich haben” auslösen. Wenn das gelingt, wird er trotz “Geiz ist geil” zugreifen und den Preis Preis sein lassen – davon bin ich überzeugt.

Siehe: vr-zone

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Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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