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Lenovo Yoga C640 – Nachfolger des Windows on ARM-Geräts kommt mit Intel-CPU

Lenovo Yoga C640 - Nachfolger des Windows on ARM-Geräts kommt mit Intel-CPU

Manchmal ist die Geschichte hinter einem Produkt spannender als das Produkt selbst. So ist das beim Lenovo Yoga C640, das am Donnerstagabend auf der IFA 2019 in Berlin vorgestellt wurde. Es handelt sich um den Nachfolger des Yoga C630 mit Windows on ARM aus dem letzten Jahr, der nun mit einer Intel-CPU der zehnten Generation ausgestattet ist. Das ist für sich genommen schon bemerkenswert, denn damit wendet sich der größte PC-Hersteller der Welt wieder von dieser Plattform ab. Schaut man aber auf die Details, wird es richtig spannend und kurios.

Wir drehen das Rad der Geschichte um ein Jahr zurück: Lenovo hat das Yoga C630 mit Windows on ARM nicht einfach nur nebenbei angekündigt. Es wurde auf riesigen Bannern auch abseits des Lenovo-Standes beworben und der IFA-Haupteingang(!) war links und rechts gesäumt von Aufstellern, die das Yoga C630 anpriesen.

IFA 2018

Ich empfand das damals als unpassend, weil ich die Zeit noch nicht reif sah, daher habe ich das C630 zunächst als “Sargnagel” für Windows on ARM bezeichnet. Manchmal hasse ich es, Recht zu behalten.

Das Yoga C630 kam nach der pompösen Ankündigung niemals auf den Markt. Der Rückzug wurde nie begründet, man munkelt aber, dass Intel mächtig Druck auf Lenovo gemacht haben soll, die Finger von Windows on ARM zu lassen.

Nun, da das Lenovo C640 vorgestellt wurde, scheint diese “Verschwörungstheorie” durchaus glaubhaft. Nicht nur, dass darin statt einer Qualcomm- nun eine Intel-CPU steckt, bei der Präsentation wurden im Grunde die selben Phrasen verwendet wie vor einem Jahr bei der Vorstellung des C630: Ultralange Akkulaufzeit von bis zu 20 Stunden, schnelles Aufwachen aus dem Standby, und für die LTE-Version des C640 hat man sogar ganz dreist den Slogan “Always on, always connected” von Qualcomm geklaut.

Intel hat sich für seinen Feldzug gegen Windows on ARM Lenovo vor den eigenen Karren gespannt, das war auf der Pressekonferenz am Donnerstag nicht zu übersehen, man verwendet ja nicht zufällig die Slogans der Konkurrenz. Dass der weltgrößte PC-Hersteller nun wieder voll und ganz auf Intel setzt, hat selbstverständlich eine Signalwirkung.

Allen, die jetzt denken “Ha, ich hab doch gleich gesagt, das wird nichts”, halte ich entgegen: Ihr liegt falsch. Ja, möglicherweise verschwindet die Plattform wieder, weil Intel all die Vorteile auch liefert. Aber wenn das passiert, dann war Windows on ARM ein Erfolg, selbst wenn wir niemals Geräte in freier Wildbahn sehen – weil sich Intel ohne diesen Tritt in den Allerwertesten nicht so schnell bewegt hätte, wie sie das jetzt binnen eines Jahre getan haben. Das passiert nicht zum ersten Mal, auf Windows RT reagierte Intel seinerzeit ebenfalls in Rekordzeit und die Atom-CPUs ermöglichten dünne und lüfterlose Windows-Geräte, die zuvor nicht möglich schienen.

Noch ist der Ausgang der Geschichte offen, mit dem Galaxy Book S schickt Samsung in Kürze ein Gerät mit dem Snapdragon 8cx an den Start, weitere Mitstreiter sind derzeit allerdings nicht in Sicht.

Microsoft kann es am Ende fast egal sein. Was sie wollten, waren Windows-Laptops, die man wie Smartphones nutzen kann. Die kommen jetzt.

Das Lenovo Yoga C640 soll übrigens im Oktober zu Preisen ab 899 Euro auf den Markt kommen. Ich bin dieses Mal optimistisch, dass es auch wirklich passiert. Es hat ein 13,3 Zoll großes FullHD-Display und kommt in diversen Varianten, aus der zehnten Generation der Intel Core CPUs stehen der i3, i5 und i7 zur Wahl, flankiert von bis zu 16 GB RAM und 512 GB SSD.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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