Microsofts ehemaliger AI-Guru: “Haben Amazon unterschätzt”
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Martin Geuß
- 14. August 2017
Dr. Qi Lu arbeitete viele Jahre als Microsofts oberster Verantwortlicher rund um das Thema künstliche Intelligenz, er trug großen Anteil an der Entwicklung von Cortana. Im Herbst 2016 schied er bei Microsoft aus – offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Doch schon wenige Monate später heuerte er als Chief Operating Officer bei Chinas Suchgigant Baidu an. In dieser Funktion gab er dem Magazin Wired ein äußerst interessantes Interview (unbedingt komplett lesen), in dem es auch um seinen ehemaligen Arbeitgeber ging.
“Als wir vor viereinhalb Jahren an Cortana gearbeitet haben, sagten wir alle: Schaut euch Amazon an, die sind mit ihrer Technologie so weit hinten dran…”. Der vorläufige Ausgang ist bekannt, Amazon hat mit Alexa und dem Echo den US-Markt im Sturm erobert und es dürfte sowohl für Microsoft als auch für Google äußerst schwer werden, ein ähnliches Momentum bei Kunden und Entwicklern aufzubauen.
Der Grund liegt nach Ansicht von Qi Lu nicht nur darin, dass Amazon technisch große Fortschritte gemacht hat. Er sieht Microsoft und Google in diesem Punkt immer noch vorne, aber Amazon habe das richtige Szenario und das richtige Gerät gefunden, um seine Idee in den Markt zu bringen. Bei Microsoft habe man sich mit Cortana zu sehr auf PC und Telefon konzentriert – Geräte, mit denen man eher nicht spricht. Für Qi Lu wird das Smartphone auf lange Zeit noch ein “touch first-Device” sein, während die mit künstlicher Intelligenz arbeitenden Computer auf Sprache und Gesichtserkennung getrimmt seien.
Qi Lu spricht in der Folge noch über seine jetzige Arbeit bei Baidu und warum er glaubt, dass die “Weltherrschaft” in Sachen AI von China ausgehen wird. Das muss er in seinem jetzigen Job natürlich sagen. Wie oben angemerkt, unbedingt das komplette Interview lesen, es ist äußerst interessant.
Amazon hat (vorerst) das Rennen gemacht, weil sie das Thema Spracherkennung in ein Gerät und in einen Anwendungsfall gepackt haben, den die Nutzer “cool” finden. Ein Gerät wie der Echo regt dazu an, davor zu sitzen und damit zu spielen. Das Ökosystem, was sich hier binnen kürzester Zeit entwickelt hat, ist beachtlich. Ich bin nicht sicher, ob Microsoft überhaupt Ambitionen hat, im Home-Bereich bei diesem Thema mitzumischen, sie dürften es aber wie jeder andere Anbieter sehr schwer damit haben.
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Über den Autor
Martin Geuß
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