Wow, das war mir nicht bekannt. Danke für die Info.
Irgendwie kurios, dass man dann bei Mozilla immer so gegen den Chrome/Google schießt.
Mozilla hat sowieso ein seltenes Talent dafür, immer zielsicher das nächste Fettnäpfchen anzusteuern. Anfang März haben sie dem Standard ein
Interview gegeben, wo sie auf die Frage nach einem möglichen Wechsel zu Chromium mit "Niemand kann jemals alles ausschließen." geantwortet haben. Außerdem haben sie sich am Dienstag, wie Firefox 75 veröffentlicht wurde, in einem Blogpost dafür gefeiert, dass sie als FOSS-Projekt, was by Design ja naturgemäß für Remoteentwicklung ausgelegt ist, weiter unvermindert für ihre Nutzer kämpfen, während die anderen ihr Pensum gedrosselt haben. Dass sie selbst erwägen, bestimmte Features nach hinten zu schieben, und dass Microsoft und Google im Gegensatz zu Mozilla tonnenweise Firmenkunden haben, die ihre Browser einsetzen, sagt man da natürlich nicht.
Ich kann sie ja verstehen, dass sie ihre Einnahmen breiter aufstellen möchten und dafür auch auf Subscription-Modelle zurückgreifen wollen, aber dann müssen sie halt auch ein Paket bieten, wofür ein Nutzer dann auch zu zahlen bereit ist. Letztlich geht es hier um den harten Rubel und da sind Ansätze wie Firefox Better Web oder das Firefox Private Network entweder zu heiß oder sinnlos, zumal sie neben ihrem VPN-Service auch schon länger über einen kostenlosen Super Private Mode mit Tor-Integration nachdenken, wie ihn Brave hat. Außerdem haben vergangene Ansätze wie Firefox Hello und Firefox Screenshots schon gezeigt, dass Mozilla kein wirkliches Durchhaltevermögen bei Services hat. Die sind zumindest als Online-Variante nach ein paar Monaten wieder verschwunden.
Was ich vor allem nicht verstehe, ist, dass sie ihre drei Tochterunternehmen Pocket Inc., Mozilla Corp. und MZLA Technologies Corp. (die Firma von Thunderbird) nicht zusammenarbeiten lassen und ein großes Consumer-Subscription-Paket entwickeln, was einen Mehrwert bietet, auf Produktivität ausgerichtet ist und neben Firefox Premium für Unternehmen läuft. Das wäre bei ihrer Größe stemmbar und das Potenzial von ihnen liegt da quasi vor der Haustür. Nur mal als Beispiel:
- Die Integration von Pocket als Read it later-Dienst sollte obligatorisch sein.
- Firefox Lockwise und Firefox Monitor kommen dazu, aber stehen als Passwortmanager und Checkup-Dienst dann allen Browsern offen.
- Firefox Notes könnte als Notizfunktion in Thunderbird integriert werden, dazu die Integration in Firefox selbst und natürlich für iOS und Android.
- Aus der Arbeit an den Sprachtechnologien könnten Funktionen wie eine besondere Diktierfunktion (Firefox Voice geht in die Richtung), ein eigener Übersetzungsdienst und besondere Funktionen für die Barrierefreiheit entstehen, die man in Firefox und Thunderbird integrieren und teilweise kostenpflichtig machen könnte.
- Im Grunde wäre auch eine Partnerschaft mit NextCloud oder eine eigene NextCloud-Instanz statt Firefox Send denkbar. Die kann Mozilla dann entsprechend umbauen, indem Firefox Screenshots da andockt, indem Thunderbird über seine FileLink-API da andockt und so weiter. Man könnte dann auch Mozilla Lightning, den Kalender von Thunderbird, über die Instanz synchronisieren lassen, einen sicheren Videochat auf Basis von NextCloud Talk in Firefox oder Thunderbird integrieren und manches mehr.
Das wäre eine Nachhaltigkeit und für sowas wären sicherlich auch einige Leute bereit, einen entsprechenden Obulus pro Monat zu entrichten. Natürlich ist das nicht Google One oder Microsoft 365, aber wenn sie dann ihre 7,99 € oder 9,99 € pro Monat als Basispreis ansetzen und zum Beispiel die Cloud-Instanz im Speicherplatz und nach Zusatzfunktionen staffeln, kommen sie unterm Strich auch auf einen guten Umsatz. Aber mit den bisherigen Luftschüssen und den Einzelkämpfen in den Tochterunternehmen wird das schwierig.