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Redaktion
Zehn Jahre Microsoft Store – eine Bestandsaufnahme
von Martin Geuß
Der Microsoft Store unter Windows wird zehn Jahre alt. Eine gute Gelegenheit, um Bilanz zu ziehen und einen kleinen Rückblick zu wagen.
Mit Windows 8 bekam Windows erstmalig das, was es vorher nie hatte: Einen Store für Apps, Spiele, Filme und vorübergehend auch Musik und eBooks. Ganz neu war das Thema für Microsoft dennoch nicht, man hatte bereits rund zwei Jahre erfolglose Bemühungen hinter sich, den Store von Windows Phone mit den Apps zu füllen, die für das Überleben der Plattform notwendig gewesen wären. Wie das ausging, wissen wir längst.
Im Jahr 2012 lagen die Dinge anders, da war Microsoft noch voller Zuversicht, sowohl für Windows Phone als auch und erst recht für Windows am Desktop. Ich erinnere mich an ein Gespräch auf der CeBIT 2012, als ich einen Microsoft-Manager fragte, ob man denn glaube, mit einem Store auf dem PC Erfolg haben zu können, nachdem es ja auf dem Phone bisher noch nicht geklappt hat. Im Unterton der Antwort klang ein wenig Verachtung mit – wie kann jemand eine so dämliche Frage stellen. Selbstverständlich würde das funktionieren, schließlich sei Windows ja eine riesige Plattform und überhaupt nicht mit dem Smartphone-Markt zu vergleichen.
Dass man mit dem auf Windows 8 basierenden Windows RT gleich mal eine Version an den Start stellte, die exklusiv auf den Store angewiesen war, zeigt das Selbstbewusstsein, mit dem Microsoft unterwegs war. Wen wundert’s, echtes Scheitern kannte Microsoft bis dahin noch nicht. Ja, man war hin und wieder mal spät dran gewesen wie beispielsweise mit dem Internet Explorer, aber am Ende hatte man immer gewonnen. „Build it and they will come“, so hatte das immer funktioniert.
Wie wir heute wissen, ist Windows RT ebenso krachend gescheitert wie alle anderen Versuche, dem Store Leben einzuhauchen. Windows 10 S, heute „S Modus“ genannt, konnte ebenfalls nicht für die Wende sorgen.
Es gäbe viel zu erzählen, was zwischen 2012 und 2021 passiert ist, aber wer Microsoft näher verfolgt, weiß ohnehin Bescheid, alle anderen Leser wären möglicherweise gelangweilt. Über manche Episoden hüllt man auch besser den Mantel des Schweigens, wie beispielsweise über die Tatsache, dass Microsoft Agenturen dafür bezahlte, tausende praktisch funktionslose Apps in den Store zu pumpen, damit man über das fantastische Wachstum der Plattform berichten konnte. Der einzige greifbare Effekt, der dadurch erzielt wurde: Die wenigen wirklich engagierten Entwickler fühlten sich vor den Kopf gestoßen und zogen sich mehr und mehr zurück.
Machen wir stattdessen einen Sprung in die Gegenwart: Mit Windows 11 hat Microsoft den Store runderneuert und diese neue Version auch unter Windows 10 ausgerollt. Es gibt dort Apps, Spiele und aus Gründen, die niemand kennt oder verstehen würde, immer noch Filme.
Der Store wurde geöffnet und kann nun praktisch jede Art von Software aufnehmen, auch ganz klassische Windows-Programme, die lange Zeit draußen bleiben mussten. Außerdem ist man dabei, die Entwicklungsplattformen zu modernisieren und künstlich errichtete Barrieren wie beispielsweise beim ursprünglichen UWP-Design abzubauen.
Das Provisionsmodell wurde deutlich gelockert, sodass Entwickler einen wesentlich kleineren Anteil an Microsoft abgeben müsste. Der neue Store hat außerdem endlich eine schicke und moderne Oberfläche.
Grundsätzlich spräche also nichts dagegen, den Store häufiger zu nutzen, leider gibt es aber nach wie vor so einige Ärgernisse, die einem den Spaß am Store gründlich verderben. Eines davon ist die Performance.
Wenn ich den Store öffne und in meine Bibliothek wechsle, dann blicke ich zunächst für etwa 30 Sekunden auf diesen Bildschirm. Und zwar bei jedem einzelnen Start der App.
Ich habe mich mit anderen Leuten ausgetauscht, viele haben das gleiche Problem. Mutmaßliche Ursache ist, dass meine Bibliothek noch prall gefüllt mit hunderten Apps ist, die ich zu Zeiten von Windows Phone genutzt habe. Nach wie vor weigert sich Microsoft, Nutzern ein Werkzeug an die Hand zu geben, mit dem die Bibliothek wirksam bereinigt werden kann.
Zweites Hauptärgernis sind die Detailinformationen zu einer App. Um zu vertuschen, dass es sich bei den meisten Apps im Store um Leichen handelt, wurden vor einigen Jahren entlarvende Informationen wie das Datum der letzten Aktualisierung oder das Changelog entfernt.
Die meisten dieser Leichen sind inzwischen entfernt, also wäre es an der Zeit, wichtige Detailinfos wieder zurückzubringen und von den Entwicklern zu verlangen, dass z.B. aussagekräftige Changelogs veröffentlicht werden.
Die Möglichkeiten dazu sind im neuen Store bereits vorhanden, Apps können sogar per Benachrichtigung prominent auf neue Funktionen hinweisen, wie hier am Beispiel von Power BI zu sehen:
Im Bezug auf den Store hat Microsoft in den letzten 1-2 Jahren sehr viel richtig gemacht, nun stehen sie vor der Herausforderung, an der sie leider immer wieder scheitern: Den Job zu Ende zu bringen und auch die kleinen Ärgernisse zu beseitigen.
Ganz realistisch und objektiv muss man allerdings dennoch festhalten: Auch ein „perfekter Store“ wäre keine Garantie für einen Erfolg, denn es entspricht schlicht und einfach nicht den Gewohnheiten der Windows-Nutzerschaft, in einem Store nach interessanten Programmen zu suchen. In aller Regel wissen die Leute, was sie nutzen wollen, öffnen den Browser und laden sich die Software aus dem Web.
Hinweis: Der Artikel wird möglicherweise nicht vollständig angezeigt, eingebettete Medien sind in dieser Vorschau beispielsweise nicht zu sehen.
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von Martin Geuß
Der Microsoft Store unter Windows wird zehn Jahre alt. Eine gute Gelegenheit, um Bilanz zu ziehen und einen kleinen Rückblick zu wagen.
Mit Windows 8 bekam Windows erstmalig das, was es vorher nie hatte: Einen Store für Apps, Spiele, Filme und vorübergehend auch Musik und eBooks. Ganz neu war das Thema für Microsoft dennoch nicht, man hatte bereits rund zwei Jahre erfolglose Bemühungen hinter sich, den Store von Windows Phone mit den Apps zu füllen, die für das Überleben der Plattform notwendig gewesen wären. Wie das ausging, wissen wir längst.
Im Jahr 2012 lagen die Dinge anders, da war Microsoft noch voller Zuversicht, sowohl für Windows Phone als auch und erst recht für Windows am Desktop. Ich erinnere mich an ein Gespräch auf der CeBIT 2012, als ich einen Microsoft-Manager fragte, ob man denn glaube, mit einem Store auf dem PC Erfolg haben zu können, nachdem es ja auf dem Phone bisher noch nicht geklappt hat. Im Unterton der Antwort klang ein wenig Verachtung mit – wie kann jemand eine so dämliche Frage stellen. Selbstverständlich würde das funktionieren, schließlich sei Windows ja eine riesige Plattform und überhaupt nicht mit dem Smartphone-Markt zu vergleichen.
Dass man mit dem auf Windows 8 basierenden Windows RT gleich mal eine Version an den Start stellte, die exklusiv auf den Store angewiesen war, zeigt das Selbstbewusstsein, mit dem Microsoft unterwegs war. Wen wundert’s, echtes Scheitern kannte Microsoft bis dahin noch nicht. Ja, man war hin und wieder mal spät dran gewesen wie beispielsweise mit dem Internet Explorer, aber am Ende hatte man immer gewonnen. „Build it and they will come“, so hatte das immer funktioniert.
Wie wir heute wissen, ist Windows RT ebenso krachend gescheitert wie alle anderen Versuche, dem Store Leben einzuhauchen. Windows 10 S, heute „S Modus“ genannt, konnte ebenfalls nicht für die Wende sorgen.
Es gäbe viel zu erzählen, was zwischen 2012 und 2021 passiert ist, aber wer Microsoft näher verfolgt, weiß ohnehin Bescheid, alle anderen Leser wären möglicherweise gelangweilt. Über manche Episoden hüllt man auch besser den Mantel des Schweigens, wie beispielsweise über die Tatsache, dass Microsoft Agenturen dafür bezahlte, tausende praktisch funktionslose Apps in den Store zu pumpen, damit man über das fantastische Wachstum der Plattform berichten konnte. Der einzige greifbare Effekt, der dadurch erzielt wurde: Die wenigen wirklich engagierten Entwickler fühlten sich vor den Kopf gestoßen und zogen sich mehr und mehr zurück.
Machen wir stattdessen einen Sprung in die Gegenwart: Mit Windows 11 hat Microsoft den Store runderneuert und diese neue Version auch unter Windows 10 ausgerollt. Es gibt dort Apps, Spiele und aus Gründen, die niemand kennt oder verstehen würde, immer noch Filme.
Der Store wurde geöffnet und kann nun praktisch jede Art von Software aufnehmen, auch ganz klassische Windows-Programme, die lange Zeit draußen bleiben mussten. Außerdem ist man dabei, die Entwicklungsplattformen zu modernisieren und künstlich errichtete Barrieren wie beispielsweise beim ursprünglichen UWP-Design abzubauen.
Das Provisionsmodell wurde deutlich gelockert, sodass Entwickler einen wesentlich kleineren Anteil an Microsoft abgeben müsste. Der neue Store hat außerdem endlich eine schicke und moderne Oberfläche.
Grundsätzlich spräche also nichts dagegen, den Store häufiger zu nutzen, leider gibt es aber nach wie vor so einige Ärgernisse, die einem den Spaß am Store gründlich verderben. Eines davon ist die Performance.
Wenn ich den Store öffne und in meine Bibliothek wechsle, dann blicke ich zunächst für etwa 30 Sekunden auf diesen Bildschirm. Und zwar bei jedem einzelnen Start der App.
Ich habe mich mit anderen Leuten ausgetauscht, viele haben das gleiche Problem. Mutmaßliche Ursache ist, dass meine Bibliothek noch prall gefüllt mit hunderten Apps ist, die ich zu Zeiten von Windows Phone genutzt habe. Nach wie vor weigert sich Microsoft, Nutzern ein Werkzeug an die Hand zu geben, mit dem die Bibliothek wirksam bereinigt werden kann.
Zweites Hauptärgernis sind die Detailinformationen zu einer App. Um zu vertuschen, dass es sich bei den meisten Apps im Store um Leichen handelt, wurden vor einigen Jahren entlarvende Informationen wie das Datum der letzten Aktualisierung oder das Changelog entfernt.
Die meisten dieser Leichen sind inzwischen entfernt, also wäre es an der Zeit, wichtige Detailinfos wieder zurückzubringen und von den Entwicklern zu verlangen, dass z.B. aussagekräftige Changelogs veröffentlicht werden.
Die Möglichkeiten dazu sind im neuen Store bereits vorhanden, Apps können sogar per Benachrichtigung prominent auf neue Funktionen hinweisen, wie hier am Beispiel von Power BI zu sehen:
Im Bezug auf den Store hat Microsoft in den letzten 1-2 Jahren sehr viel richtig gemacht, nun stehen sie vor der Herausforderung, an der sie leider immer wieder scheitern: Den Job zu Ende zu bringen und auch die kleinen Ärgernisse zu beseitigen.
Ganz realistisch und objektiv muss man allerdings dennoch festhalten: Auch ein „perfekter Store“ wäre keine Garantie für einen Erfolg, denn es entspricht schlicht und einfach nicht den Gewohnheiten der Windows-Nutzerschaft, in einem Store nach interessanten Programmen zu suchen. In aller Regel wissen die Leute, was sie nutzen wollen, öffnen den Browser und laden sich die Software aus dem Web.
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