Das habe ich auch schon überlegt, doch ist das Angebot der Suchmaschine, nämlich einen Link zu einer Webseite anzuzeigen, überhaupt als Urheberrechtsverletzung zu werten? Genau dafür bezahlen doch die "Betroffenen" – um gefunden zu werden.
Womit wir letztlich wieder bei genau der unsäglichen Debatte wären, die wir schon vor Ewigkeiten über das Leistungsschutzrecht geführt haben. Nichts anderes ist das nämlich unterm Strich. Damals ging das um die Frage, wie viel Text Google überhaupt in einem Link anzeigen darf, ohne dass es vergütet werden muss, und bei Microsoft und OpenAI geht es im Grunde darum, wie viele Inhalte in welcher Form und mit welcher Vergütung zum Training von Künstlicher Intelligenz verwendet werden können. Das ist stark vereinfacht ausgedrückt, aber so grob kommt das hin.
Der Unterschied zwischen dem Leistungsschutzrecht und der Debatte um Künstliche Intelligenz liegt aber in der Rolle der Nachrichtenmedien, was das ungleich kritischer macht. Microsoft hatte bei Microsoft Start ja damals schon einen größeren Vorstoß bei KI gemacht, aber das ist fast nichts gegen das, was Axel Springer machen möchte. Am 8. Dezember kam erst die Nachricht, dass sie mit UPDAY eine ihrer kleinen Marken
nehmen und damit ein voll KI-basiertes und -generiertes Nachrichtenportal testen wollen. Nur ein paar Tage später haben Axel Springer und OpenAI ihre globale Partnerschaft
verkündet, womit Springer nicht nur finanziell wie Microsoft viele Millionen Euro in die KI-Entwicklung stecken wird, sondern ChatGPT dockt ganz direkt an die großen Springer-Marken wie Welt, Bild und Politico an und OpenAI unterstützt dafür deutlich stärker Projekte im KI-Journalismus, die Springer vorantreibt.
Lasst das mal auf euch wirken. Worum es der New York Times geht und was letztlich Microsoft und OpenAI machen bei dem, was Bing Chat oder Copilot ausspucken, das ist das Eine. Worum es Springer geht, ist richtiger und weitgehend autonomer KI-Journalismus, daraus hat Döpfner mit dem Umbau von Springer zum reinen Digitalkonzern auch nie einen so großen Hehl gemacht. Er fährt schon seit einigen Jahren ein radikales Sparprogramm, peilt das Ende der Printmedien an und staucht die TV-Aktivitäten auch immer mehr ein. Bild TV wird ja am kommenden Sonntag eingestellt, N24 Doku läuft vorerst so weiter, aber bei Welt als Nachrichtensender müssen sie auch umbauen und sparen.
Der Punkt ist: Wenn es bei UPDAY funktionieren sollte, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis es mit Bild, Welt, Politico oder Business Insider auch die wirklichen Riesen im Springer-Portfolio erreichen wird. Was für einen Charakter Bild jetzt schon hat, wissen wir, aber wenn Bild immer stärker von KI durchflutet wird, wird das ein Paradebeispiel, warum wir den AI Act in der Europäischen Union brauchen und warum eine Regulierung von KI unheimlich wichtig wird.