Für einen Großteil der Anwender ist die maximale Leistung des Prozessors vermutlich herzlich egal. Bleibt Laufzeit für Mobilgeräte.
Bevor sich Microsoft jedoch darüber Gedanken macht, sollten sie sich erstmal darüber klar werden, wohin sie mit ihrer Software wollen. Ich kann nicht Surface 2-in-1-Geräte im Sinne von klassischem Notebook kombiniert mit Tablet als die Lösung verkaufen, wenn es kein passendes Betriebssystem bzw. keine passenden Anwendungen dafür gibt.
Outlook führt auf Surfacegeräten im Porträtmodus zu replizierbaren Darstellungsproblemen, die Email-UWP-App wird de facto nicht mehr weiterentwickelt, die PWA bietet zwar technische Spielereien, scheitert aber grundlegenden Funktionalitäten, wie z.B. Nutzung mehrerer Konten. Die Word-PWA beherrscht die einfachsten Dinge nicht, z.B. die Erkennung der Sprache, in der ein Text verfasst ist, dafür macht der Editor Vorschläge, die teilweise zu einer Sinnentstellung des Textes führen. Chredge hat man vor einiger Zeit ein Favoritenmenü spendiert, das selbst nach diversen Updates noch voller Fehler steckt und eine Favoritenseitenleiste, die aussieht wie eine WPF-Lösung aus 2006, nur dass man etwas mehr Leerraum eingefügt hat. Lt. den Entwicklern sind allerdings alle Vorgaben für das Fluent Design bereits umgesetzt. Ähnliches gilt für den Azure Storage Explorer und unzählige weitere Programme. Skype für Windows hat man eingestellt, Skype für Desktop verschiebt auf Touchgeräten schon mal gerne den kompletten Fensterinhalt statt nur den Bereich, den man eigentlich scrollen möchte. Teams leert den Akku eines Surface mit solch atemberaubender Geschwindigkeit, dass man nur noch vermuten kann, dass die Trägheit der Anwendung daher resultiert, dass sie damit beschäftigt ist, unnötig Energie zu verbrauchen. Bei To-Do weigert man sich seit mehr als einem Jahr die Benutzeroberfläche vollständig zu übersetzen, dafür ist die Anwendung nicht davon abzubringen, Aufgaben, die bereits lange erledigt sind, weiterhin als Vorschläge zum Erledigen anzubieten. Sudoku konnte man mal mit dem Stift ausfüllen und im Porträtmodus verwenden. Dann wurde viel Aufwand betrieben, um diese Möglichkeit abzuschaffen. Die neue Version hat dann mehrere Monate behauptet, dass ein Surface 7 nicht die Mindestvoraussetzungen für das Programm erfülle. Erst dann hat man eine Prüfung eingebaut, die die Bildschirmausrichtung zwangsweise in den Landschaftsmodus zwingt. Stift geht trotzdem nicht. Diese Liste könnte man nahezu beliebig fortsetzen. Und man mag gar nicht daran denken, wie die Anzahl der Inkonsistenzen nach oben gehen wird, wenn nächstes Jahr WinU3 und Sun Valley Einzug in Windows halten. Wobei man vermutlich eher von falls als von wenn reden sollte.
Warum um alles in der Welt sollte man sich also als Kunde heute Hardware von Microsoft kaufen, wenn keinerlei Perspektive aufgezeigt wird, wohin die Reise gehen soll? Will man Privatkunden, will man keine? Will man ein Betriebssystem, das sich nur mit Maus bedienen lässt? Oder soll es auch auf Touchgeräten nutzbar sein? Sieht man Notebooks nur noch als Geräte, die man bestenfalls im Haus in Besprechungen mitnimmt, aber nicht mehr als echte Mobilgeräte? Die angebliche Offenheit von Windows gegenüber dem goldenen Käfig von Apple ist schön und gut, nur wenn nichts mehr zusammenpasst, dann doch lieber ein bequemer Käfig.