Nach Chromium ist Vivaldi für mich die einzig ernstzunehmende Alternative. Opera ist kein Original, sondern inzwischen in chinesischer Hand und was die verfolgen, hat Kevin mehr als einmal offengelegt. Wer da blind zugreift, kann auch gleich nach China ziehen.
Man muss das Ganze nochmal ein bisschen in den richtigen Kontext setzen, deswegen erlaube ich mir hier nochmal einen Einschub, auch wenn ich das schon in Artikelform alles niedergeschrieben hatte.
Opera ist insofern kein Original mehr, als dass es sich dabei heute um ein neu gegründetes Unternehmen handelt, was auch in den USA im NASDAQ gehandelt wird und mit dem ursprünglichen Opera - das heißt heute Otello und ist ein reines Marketing- und Advertising-Unternehmen - nichts mehr zu tun hat. Allerdings hat die Entwicklung auf Chromium-Basis ja noch unter den alten Eigentümern begonnen und bestimmte Technologien wie Opera Turbo wurden ja schon vorher in Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen wie Yandex portiert und mussten einfach nur übernommen werden. Was das aktuelle Opera problematisch macht, sind eigentlich zwei Sachen. Der eine Punkt ist die Eigentümerstruktur, wo sowohl Kunlun (mit Grindr 2018) als auch Qihoo 360 (mit WoSign/Startcom 2016) ihren eigenen massiven Skandal hatten und auch entsprechende Konsequenzen tragen mussten. Der andere Punkt ist, dass es bei Opera gerade im aktuellen Jahr keine großen Sprünge gegeben hat.
Opera hatte in diesem Jahr mit 5 Releases deutlich weniger Funktionsupdates als die anderen großen Konkurrenten und davon war eigentlich nur Opera 60 mit dem überarbeiteten Design und der Integration der Crypto-Wallet in den Browser erwähnenswert. Sehe ich dann von den Verbesserungen bei der Momentaufnahme bei Opera 64 einmal ab, war der Rest Kinderkram wie eine neue Farbe im privaten Modus oder die Änderung, wohin neue Lesezeichen jetzt abgespeichert werden sollen. Bleiben Opera GX, was auch eher eine Spielwiese ist, die nicht vom Fleck kommt, und eine endlose Zahl an kleinen Releases für Bugfixes, weil sie vor allem Crashes nicht gut in den Griff bekommen haben. Für die Zukunft geht es halt voll um das Thema Web 3.0, Dezentralisierung und Kryptowährungen, wo mit Bitcoin die nächste Währung jetzt bald unterstützt werden soll.
Dass Vivaldi da die einzige Alternative ist, ist trotzdem etwas zu einfach gedacht. Wir haben einfach dadurch ein großes Problem bekommen, dass sich sowohl Chromium als auch Gecko auf ihre Art und Weise zersplittert haben. Bei Gecko sind außer Firefox eigentlich nur noch der Tor Browser, der SlimBrowser (der ist mittlerweile von Trident zu Gecko ESR gewechselt) und Cliqz eine Erwähnung wert. Die Modelle von Waterfox oder SeaMonkey sind alles andere als ausgereift und Pale Moon ff. sind für sich genommen schon eine Irrfahrt ohne Wiederkehr, die einfach keinem modernen Webbrowser entspricht, der alleine sicherheitstechnisch die Anforderungen erfüllen kann. Die UXP-Browser können z.B. kein Multiprocessing und damit auch kein Sandboxing, das ist schon alleine schlimm genug, aber nur eines der zahlreichen Probleme dort.
Chromium spaltet sich da in zwei Lager. Zum einen hast du eher kommerzielle Entwickler, denen es entweder um ein gewisses Maß an Kontrolle geht (Microsoft mit Edge, Yandex, die Antivirus-Browser usw.) oder die sich sehr stark spezialisieren, wie das etwa Vivaldi, Opera oder Brave machen. Und dann hast du die klassische FOSS-Welt, die entweder auf der QtWebEngine aufbauen, die aber eben genannte Probleme hat, oder sie kommen mit unrealistischen Ideen wie dem Iridium Browser, die einfach nicht nachhaltig sind. Fasst man dann das Schlamassel unterm Strich zusammen, gäbe es eigentlich nur zwei Möglichkeiten, diesen Einheitsbrei aufzubrechen: Entweder Apple bringt Safari wieder für Windows raus, womit wir WebKit2 in Reinform hätten - das ist extrem unwahrscheinlich. Oder ein Entwickler setzt sich hin und portiert mit Epiphany den Browser der Gnome Foundation auch für Windows, womit zumindest der Port Webkit2GTK zur Verfügung stehen würde. Mehr Optionen, die tragfähig wären, gibt es nicht.
Persönlich habe ich aber aufgehört, großartig nach Browsern Ausschau zu halten. Natürlich warte und freue ich mich auf die stabile Version vom kommenden Microsoft Edge auf Chromium-Basis, aber ansonsten sind Chrome, Firefox und Vivaldi definitiv gesetzt.