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Microsoft sperrt 50.000 Produkt-Keys – aber trifft man auch die Richtigen?

Wie Microsoft heute per Pressemitteilung verlauten lässt, hat man 50.000 Produktkeys für verschiedene Windows- und Office-Versionen gesperrt, die illegal vertrieben wurden. Wer also eine solche Seriennummer erworben hat, wird mit dieser schon bald nichts mehr anfangen können.
Im offiziellen Microsoft-Wortlaut liest sich das sehr eindeutig: Die Software wurde illegal verkauft, Echtheitszertifikate seien gefälscht worden, Kunden haben sich von den auffällig niedrigen Kosten locken lassen.
Am Ende wird noch eine Liste von Urteilen aufgeführt, in denen Microsoft erfolgreich gegen den Verkauf von OEM-Lizenzen, gebrauchten Keys und andere nicht offizielle Vertriebswege geklagt hat. Auch der Fall “PC Fritz” wird im Text als Beispiel genannt.

Zum Vertrieb heißt es in der Pressemeldung:
Die manipulierten Schlüssel werden meist über das Internet als echte Software-Lizenzen angeboten. In Wirklichkeit gehören sie jedoch vielfach zu zeitlich befristeten Lizenzen für Testversionen oder für Softwareentwickler, zu Volumenlizenzen für Bildungseinrichtungen oder zu OEM-Lizenzen und werden illegal vertrieben – meist ohne Wissen der eigentlichen Lizenznehmer.

Das ist alles soweit bekannt, und natürlich ist es Microsofts absolutes Recht, sich gegen den “Schwarzhandel” mit Lizenzen zu wehren. Es muss allerdings die Frage erlaubt sein, was die Sperrung von 50.000 Keys, die mutmaßlich bereits verkauft wurden (sonst würde man sie wohl nicht kennen), überhaupt bringen soll. Das Geld, welches sich die Händler in die Tasche gesteckt haben, ist weg. Die Verantwortlichen zu schnappen, ist schwierig – und dass sie sich durch derartige Maßnahmen von ihrem Treiben abbringen lassen, darf man stark bezweifeln.

Am Ende trifft diese Maßnahme also nur die Letzten in der Kette: Die Käufer. Das Geld ist futsch, die gesperrten Keys werden von Microsoft nicht umgetauscht.
Natürlich kann man sagen “selbst schuld, wer bei 30 Euro für eine Windows-Lizenz den Braten nicht riecht”. Aber man sollte auch nicht vergessen, dass diese Lizenzen nicht in dunklen Parks oder auf Flohmärkten von Typen mit Filzhut in langen grauen Mänteln gehandelt werden, sondern z. B. auch auf großen Plattformen wie Amazon. PC Fritz war dort beispielsweise sehr aktiv.
Warum sollte ein unbedarfter Anwender auf die Idee kommen, dass da etwas faul ist? Der freut sich über ein Schnäppchen und macht sich weiter keine Gedanken. Viele Leute sind hier arglos in die Falle getappt und sie hatten bestimmt nicht im Sinn, illegal zu handeln. “Unwissenheit schützt nicht vor Strafe” ist mir da zu einfach.

Wie gesagt, ich gestehe Microsoft ein hundertprozentiges Recht auf Selbstverteidigung zu. Aber ich bin nicht sicher, ob das der richtige Weg ist.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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