Am Puls von Microsoft

Der App Store ist ein Friedhof – aber nicht der von Microsoft

Wir Windows-User kennen das Leid: Nicht nur, dass dem Windows Store viele bekannte Apps fehlen, sehr viele der existierenden Apps sind steinalt, werden nicht mehr gepflegt oder irgendwann komplett aus dem Store genommen. Und immer wieder wird der geringe Marktanteil von Windows (Phones) als Hauptgrund dafür genannt. Wer hätte gedacht, dass auch Apple mit einem solchen Trend zu kämpfen hat?

Natürlich ist die grundsätzliche Lage hier eine ganz andere: Der App Store von iOS ist bestens gefüllt, alle namhaften Apps sind vertreten und werden regelmäßig gepflegt. Davon können wir Windows-Fans nur träumen. Aber auch auf dieser Plattform macht sich Frust breit. Durch die gewaltige Flut an Apps werden Entwickler kaum noch wahrgenommen – und der Zeitraum, bis sie die Geduld verlieren und eine App wieder einstellen, wird immer kürzer, wie ein auf TechCrunch veröffentlichter Bericht aufzeigt.

Lag die “Lebensdauer” einer App im Jahr 2009 noch bei durchschnittlich zwei Jahren, vergeht aktuell im Schnitt nur ein halbes Jahr, ehe ein Entwickler das Interesse an seiner eigenen App verliert. Allein zwischen 2014 und 2015 wurde bei einer halben Million Apps der Stecker gezogen, gleichzeitig werden aber jeden Monat bis zu 50.000 neue Apps veröffentlicht.

Das sind aus Windows-Sicht natürlich Luxus-Probleme, es zeigt aber auf, wo Microsoft den Hebel ansetzen könnte, wenn es darum geht, Entwickler für die Windows-Plattform zu begeistern. Was nützen hohe Nutzerzahlen, wenn die eigene App in der großen Flut unter geht und niemals die Aufmerksamkeit der Nutzer erreicht? Wer hingegen für die Windows-Plattform entwickelt, der erreicht potenziell viel weniger Menschen, hat aber durch den kleinen Store wesentlich bessere Chancen, entdeckt zu werden. Außerdem hat sich immer wieder gezeigt, dass sich die Windows-Gemeinde äußerst dankbar und kauffreudig zeigt, wenn ein Entwickler der Plattform ein bisschen Liebe schenkt.

Wäre ich Microsoft, ich würde viel stärker mit diesem Outsider-Image kokettieren und nicht mit Zahlen von 300 Millionen Windows 10 Installationen um mich werfen, wenn ich dazu noch selber weiß, dass die große Mehrheit davon Store-ignorierende Desktop-Nutzer sind.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

Anzeige