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BUILD 2017 Preview, Teil 2: Die Zukunft von Windows

Heute Vormittag habe ich euch in Teil 1 meiner BUILD-Preview alle Erwartungen aufgeschrieben, die ich mit den Themen verbinde, die nichts mit Windows zu tun haben. Im zweiten Teil nun gehe ich auf die Zukunft von Windows 10 ein, zu der wir sicherlich ebenfalls eine ganze Menge hören werden. Und weil dies das ureigene Thema dieser Seite ist, tauchen wir natürlich ein wenig tiefer in die einzelnen Punkte ab.

Windows 10 on ARM
Ab dem Spätjahr wird Windows 10 auf ARM-CPUs laufen und Qualcomm hatte schon durchblicken lassen, dass noch in diesem Jahr die ersten entsprechenden Geräte auf den Markt kommen werden. Seit der Ankündigung durch Microsoft im Dezember 2016 ist es um dieses Thema recht still geworden. Nun könnte man argumentieren, dass es im Grunde nichts weiter dazu zu sagen gibt. Windows 10 läuft halt jetzt auch auf einer anderen CPU-Architektur, den Unterschied verstehen die meisten Nutzer ja nicht einmal.

Ich hoffe natürlich trotzdem, vielleicht sogar schon den Prototypen eines solchen Geräts zu sehen, außerdem habe ich nach wie vor gewisse Zweifel, ob damit wirklich das “volle Windows 10” gemeint war. Seit der Vorstellung von Windows 10 S tendiere ich immer stärker zu der Vermutung, dass es genau dabei bleiben wird, man auf einem ARM-Gerät mit Windows 10 S also nicht zu Pro wechseln kann. Aber ist nur geraten und der Zweifel rührt in erster Linie daher, dass ich es mir einfach nicht vorstellen kann, dass wirklich das komplette Windows auf einer ARM-CPU läuft. Wir werden sehen.

Windows 10 Redstone 3
Bis September will Microsoft nach eigenen Angaben das nächste große Update für Windows 10 fertig gestellt haben. Es hört auf den Entwicklungsnamen Redstone 3 und es sollte nicht überraschen, wenn es im Rahmen der BUILD seinen “Marketing-Namen” bekommt. Mein erster Tipp war ja das Education Update, das wäre ja aber fast schon ein bisschen zu offensichtlich.

In jedem Fall werden wir die neuen Funktionen in aller Ausführlichkeit präsentiert bekommen. Mit MyPeople kennen wir ja schon ein neues Feature, und diesem habe ich durchaus enormes Potenzial bescheinigt, wenn es entsprechend ausgereizt wird.

My People ist auch unter einem anderen Aspekt ein wichtiges Stichwort: Es war für das Creators Update angekündigt und wurde auch schon live gezeigt, dann aber doch verschoben. Ich hoffe, Microsoft hat daraus gelernt und präsentiert jetzt wirklich nur noch die Features, die es dann auch sicher in die finale Version schaffen. Eines davon werden hoffentlich die sehnlich erwarteten OneDrive-Platzhalter sein.

Im letzten Jahr gab es pünktlich zur BUILD eine ebensolche für Windows 10, in der einige der neuen Funktionen auch schon enthalten waren. Ich gehe davon aus, dass das auch in diesem Jahr wieder so ein wird.

Project Neon
Auch wenn das Schlagwort “Project Neon” seit Wochen immer wieder in den Schlagzeilen auftaucht und diverse Apps im Fast Ring auch schon offen zeigen, dass da etwas Neues im Anmarsch ist: Noch immer hat Microsoft nicht öffentlich über das neue Design von Windows 10 gesprochen. Ich denke, man kann gefahrlos darauf wetten, dass sich das auf der BUILD ändern wird und das dahinter weit mehr steckt als das, was wir bisher zu sehen bekommen haben.
(siehe dazu auch: Alles Neon oder was? Microsoft experimentiert kräftig mit dem neuen Windows 10 Design).

Windows 10 ist jetzt rund zwei Jahre alt, und Fortschritt definiert sich nun mal auch über das Aussehen. Von daher wird es wirklich Zeit für eine optische Frischzellenkur. Wie oben schon angedeutet, bin ich mir allerdings sehr sicher, dass dies auch funktionale Änderungen mit sich bringen wird.

Die Desktop Bridge
Unter Windows 10 S laufen nur noch Apps aus dem Store. Das schließt klassische Desktop-Programme nicht aus, sie müssen halt nur über die Desktop-Bridge in den Store gebracht werden. In meiner Analyse zu Windows 10 S habe ich bereits auf die Risiken hingewiesen, es droht das alte Spiel “ohne Apps keine Nutzer, ohne Nutzer keine Apps”. Trotzdem bin ich sicher, dass Microsoft das nun mit radikaler Entschlossenheit durchziehen wird. Windows ist zu fett und die Altlasten müssen jetzt konsequent entsorgt werden, Windows 10 S ist nur der erste Schritt. Neben der hauseigenen Office-Suite hat Microsoft hoffentlich noch ein paar mehr Neuankömmlinge im Store anzukündigen, schließlich geht es darum, bei den Entwicklern den Impuls ” dann sollte ich wohl auch besser mal” zu erzeugen.

Spezial-Tipp zu diesem Thema: Ich würde mir wünschen, dass Microsoft den Entwicklern eine weitere Brücke baut. Und zwar in der Form, dass sie ihre Desktop-Anwendungen für kleine Displays optimieren können, ohne sie gleich als UWPs komplett neu schreiben zu müssen. Handliche, touchoptimierte Oberfläche mit den wesentlichen Funktionen auf kleinem Display, vollumfängliche Desktop-Applikation auf dem großen Bildschirm – nur das kann das Ziel von Continuum sein und ich erwarte darauf eine Antwort. Vielleicht kommt die BUILD 2017 dafür aber noch zu früh – jetzt geht es ja primär ums “Onboarding”, damit wäre schon viel erreicht.

Die Zukunft von UWP
Auf meinem Notiz-Zettel für diesen Artikel steht “UWP ist tot, lang lebe UWP”. Der erste Teil davon ist nur so halb ernst gemeint. Was ich sagen will, ist: Ich rechne mit einer doppelzüngigen Botschaft, was UWP betrifft. In Richtung der Windows-Entwickler wird sie sein: “UWP ist die Zukunft. Entweder du kommst mit, oder du bist halt nicht mehr dabei.”
Was die Cross-Plattform-Entwicklung betrifft (mir fällt gerade auf, dass ich in beiden Artikeln noch kein Wort zu Xamarin verloren habe), sollte man den iOS- und Android-Entwicklern aber in einer Form entgegen kommen, die es ihnen möglichst einfach macht, ihre Apps auf Windows zu bringen, und dabei sollte man Besonderheiten der Plattform ganz bewusst ausblenden – Hauptsache, sie machen erst mal mit. Ich denke da auch gar nicht primär an Windows 10 Mobile, sondern allgemein an Windows auf kleineren Displays – was mich zum nächsten Punkt bringt.

Windows 10 IoT
Ein Thema, zu dem ich mich nur überraschen lassen kann. Ich weiß, dass Microsoft gigantische Pläne hat, was IoT betrifft, ich bin nur unsicher, auf welche Kunden sie damit zielen. Im industriellen Bereich ist man bereits mit Vollgas unterwegs, aber ob Windows 10 IoT auch ein Thema für zu Hause wird? Im Consumer-Bereich hatte Microsoft ja zuletzt nicht die ganz großen Ambitionen, um das mal diplomatisch auszudrücken. Aber vielleicht werden wir ja alle noch staunen.

Microsoft Edge
Der Abschnitt zu UWP hätte auch zu diesem hier überleiten können. Denn ich rechne damit (und der Session-Plan bestätigt es), dass Progressive Web Apps ein großes Thema sein werden, und da spielt Edge natürlich eine zentrale Rolle.
Außerdem erwarte ich mir News zur Weiterentwicklung. Es gibt ja Gerüchte, dass Edge mit Redstone 3 aus Windows 10 ausgegliedert wird, und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass man es gleich “richtig” macht und Edge zu einer Cross-Plattform-App wird. Nach wie vor ist das für mich eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine steigende Akzeptanz.

Puh, ich könnte noch eine Weile weiter schreiben, aber ich denke, ich belasse es dabei und freue mich mit euch auf die BUILD 2017. Am Freitag können wir bereits zurück blicken und Bilanz ziehen, welche Erwartungen sich erfüllt haben.

P.S.: Mixed Reality. Natürlich, volles Programm. Acer wird mit seinem Headset am Start sein, und wir werden hoffentlich endlich die ersten echten Inhalte sehen.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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