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Was sagen uns die mobilen Office-Apps über Microsofts Strategie?

Was sagen uns die mobilen Office-Apps über Microsofts Strategie?

Letzte Woche hat Microsoft am Rande der Ignite-Konferenz das Ende der mobilen Office-Apps für Windows 10 verkündet. Tage später hat man die Äußerung im typischen Microsoft-Sprech relativiert, die Botschaft ist dennoch eindeutig. Seitdem wird einmal mehr spekuliert, wie denn die Zukunft der App-Entwicklung für Windows aussieht und welche Strategie Microsoft selbst verfolgt.

Fangen wir nochmal von vorne an: Ein Sprecher auf der Ignite hatte gesagt, die mobilen Office Apps für Windows 10 gelten intern nun als “veraltet”. In einem Statement gegenüber Mary Jo Foley teilte das Unternehmen mit: Nein, die Apps sind nicht eingestellt, aber die Priorität liegt aktuell auf iOS und Android, auf Win32 unter Windows sowie auf den Web-Versionen. Wir kennen solche Aussagen. Das letzte Produkt, bei dem Microsoft vorübergehend andere Prioritäten setzte, war Windows 10 Mobile. Keine Ahnung, warum man sich in Redmond so schwer tut, die Dinge beim Namen zu nennen, die ohnehin für jedermann offensichtlich sind.

Aus der Entwicklung von Office Rückschlüsse auf Microsofts generelle Strategie für Windows 10 zu schließen, ist allerdings schwierig.

Klar ist: Der einzige Grund, warum es die UWP-Versionen von Word, Excel und PowerPoint überhaupt gab, war Windows 10 Mobile. Mit dem Stopp der Weiterentwicklung von Windows 10 Mobile war auch das Schicksal der Office Apps besiegelt. Am PC mutete es schon immer seltsam an, dass es seit Windows 10 zwei unterschiedliche Office-Versionen gab. Mit dem neuen Ribbon-Layout, welches aktuell verteilt wird, werden die mobilen Apps dann auch wirklich überflüssig, weil sich selbst Excel im Touch-Modus damit ganz gut bedienen lässt.

Microsoft Excel im Touch-Modus

An die Entscheidung, unter Windows nur noch die Win32-Versionen zu pflegen, können wir also einen Haken machen. Das ist in Ordnung – zumindest, was den Desktop betrifft.

Warum dann die OneNote-UWP?

Als Windows 10 erschien, hat Microsoft die Universal Windows Plattform wie eine neue Weltreligion angepriesen. Drei Jahre später ist davon nichts mehr übrig, auf der BUILD wurde in diesem Jahr mehr oder weniger das Gegenteil proklamiert: Eine Universal App sollte man entwickeln, wenn man sie exklusiv für Windows 10 schreibt, ansonsten nicht.

OneNote ist zwar nicht exklusiv für Windows 10, setzt aber auf Plattform-Funktionen wie Windows Ink auf. Das ist aber nicht der Hauptgrund dafür, dass die Universal App zum Standard erklärt wurde, zumindest ist das meine Vermutung. Ich glaube, dass es Microsoft hier um Simplifizierung geht. Die Desktop-Version von OneNote war und ist ein Moloch. Ein mächtiges Werkzeug für Poweruser, welches gleichzeitig auch die Einsteiger abschreckt. Ich weiß, wovon ich da spreche, ich stand selbst lange genug ehrfürchtig vor dem Berg an Möglichkeiten und wusste nicht, wo ich anfangen soll – darum habe ich es gelassen. Die OneNote-UWP ist einsteigerfreundlich, darum glaube ich, dass Microsoft hier ganz bewusst in Kauf nimmt, ein paar Poweruser zu verärgern, im Gegenzug aber darauf hofft, mehr Nutzer für OneNote zu gewinnen.

Was ist mit Surface Hub und HoloLens?

Die mobilen Office Apps laufen auch auf dem Surface Hub und der HoloLens. Das ist aktuell die Lebensversicherung für Nutzer von Windows 10 Mobile, denn das garantiert, dass die Apps auf jeden Fall noch so lange unterstützt werden, bis es eine neue Lösung gibt. Wie diese aussieht, steht in den Sternen. Windows Core OS, das ab 2020 auf den neuen Geräten zum Einsatz kommen soll, unterstützt dem Vernehmen nach nur Universal Apps. Das ist allerdings nur ein Gerücht, damit sollte man sich nicht weiter beschäftigen.

Es wird spekuliert, dass Microsoft die Web-Versionen von Office als Progressive Web App zur Verfügung stellen wird. Das wäre in der Tat ein starkes Beispiel für die Leistungsfähigkeit der PWAs, so wie das die mobilen Apps eigentlich für UWP hätten sein sollen.

Die Strategie mag auf den ersten Blick chaotisch anmuten, das ist sie aber nicht. Statt eine Vorgehensweise als Allheilmittel anzupreisen und sie auch dort anzuwenden, wo es keinen Sinn macht, wie das in der Vergangenheit bei Microsoft leider oft der Fall war, schaut man nun hin, welche Lösung für welchen Anwendungsfall die richtige ist – und die wird dann auch genommen.

 

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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