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Einblicke in den Microsoft Flight Simulator: Entwicklungschef Jörg Neumann im Gespräch
Die Gelegenheiten, mit „führenden Köpfen“ zu sprechen, sind selten. Noch seltener kommt es vor, dass man das in der eigenen Sprache tun kann. In der letzten Woche hatte ich eine solch seltene Gelegenheit und konnte mit Jörg Neumann sprechen, dem „Head of Microsoft Flight Simulator“.
Der Mann, bei dem alle Stricke rund um den aktuellen „Superstar“ in Microsofts Spielewelt zusammenlaufen, stammt aus Deutschland. Gewissermaßen sind wir sogar fast Ex-Nachbarn, seine Eltern leben noch heute in Offenburg, also nur unweit südlich von mir.
Jörg erzählte mir Details über das kommende Deutschland-Update, die Junker JU-52, die Kooperation mit Reno Air Racing sowie über die ebenfalls neue Zusammenarbeit mit dem deutschen Unternehmen Volocopter, die uns bald elektrisch betriebene Flugtaxis in den Microsoft Flight Simulator bringen wird.
Diese News kennt ihr inzwischen alle schon, es gab aber auch durchaus interessante Einblicke in die Vergangenheit und Zukunft bei der Entwicklung des Microsoft Flight Simulator.
Die Idee zu einer Neuentwicklung des Flight Simulator entstand im Jahr 2015 und das Konzept wuchs sozusagen mit den Möglichkeiten, welche sich durch die Cloud als eigentliches Backend ergeben. Angefangen hat es mit einem Team von drei Leuten und mit den Daten der Stadt Seattle, die damals schon in brauchbarer Qualität vorlagen. Die Idee eines virtuellen Rundflugs über Seattle „eskalierte“ immer weiter und schließlich wurde klar, dass man die ganze Welt in Angriff nehmen möchte. Aus den drei Leuten sind mittlerweile mehr als 200 geworden.
Dass ein solches Spiel – wenn man den MS Flight Simulator überhaupt noch als ein solches bezeichnen kann – mit lokalen Daten überhaupt nicht funktionieren kann, zeigt ein Blick auf die Datenmengen.
„Die 95 Gigabyte, die von der Installation des Spiels lokal belegt werden, sind sozusagen das kleinstmögliche Paket“, sagt Neumann. Die 3D-Daten der Städte, Flughäfen und Sehenswürdigkeiten sprengen jede Festplattenkapazität. „Alleine die Daten der Stadt Seattle machen 65 Gigabyte aus, insgesamt liegen etwa 2,5 Petabyte(!) in der Cloud, die bei Bedarf abgerufen werden.“
Noch faszinierender wird es, wenn Jörg Neumann erklärt, wie die Welt im Microsoft Flight Simulator gerendert wird: „Die Gebäude, die man überfliegt, gibt es eigentlich gar nicht.“.
Normalerweise werden Spielewelten bis ins Detail im Studio designt und die 3D-Modelle werden als Ganzes gespeichert. Beim Flight Simulator aber wird alles, was man während des Fluges zu sehen bekommt, in Echtzeit aus dem vorliegenden Bildmaterial zusammengesetzt.
Als wir über das Deutschland-Update sprechen, erzählt Neumann. „Aktuell haben wir alles in 7 cm, aber unser Ziel ist es, eines Tages die ganze Welt in 5 cm zu erfassen.“
Ich verstehe nur Bahnhof und frage nach, was damit genau gemeint ist. Die Erklärung ist dann ganz einfach, aber deshalb nicht weniger beeindruckend: „Wenn wir derzeit ein Gebäude oder ein Objekt erfassen, dann wird z.B. auf der Außenwand des Gebäudes alle 7 cm ein Bildpunkt gesetzt und ein Foto aufgenommen. Das Ziel ist, von der ganzen Welt alle 5 cm ein Bild zu erfassen.“
Ich hake nach und frage: „Diesen gigantischen Aufwand betreibt man doch nicht nur für ein schönes Spiel?“.
„Nein, natürlich nicht, das könnten wir auch gar nicht leisten“, sagt Neumann. „Wir haben bei Microsoft das große Glück, dass wir Bing Maps haben. Die machen die ganze Arbeit, wir nehmen im Grunde nur, was die uns liefern. Die Leute kommen und sagen „schaut mal, wir haben neue Daten für euch“ – und wir bauen die dann nur noch ein.“
Das Deutschland-Update selbst basiert übrigens auf sehr aktuellen Daten, das Bildmaterial wurde in 2020 aufgenommen und ist teilweise noch so frisch, dass quasi bis zur letzten Minuten noch daran gearbeitet wird, zusätzliche Städte in hoher Auflösung unterzubringen. Das war auch der Grund, warum die Veröffentlichung des Welt-Updates vom 26. August auf den 7. September verschoben wurde. Außerdem bringt das Update ein deutlich verbessertes Höhenmodell, was beispielsweise die Alpen sehr viel plastischer und damit realistischer wirken lässt.
Man merkt Jörg Neumann den Enthusiasmus praktisch bei jedem einzelnen Wort an und er unterbricht sich einige Male selbst, weil er noch nicht darüber sprechen darf, welche Neuerungen noch in der Pipeline sind.
Wir einigen uns auf ein Schlussfazit: Der Microsoft Flight Simulator ist vermutlich das erste Spiel, dass seine Spieler mit der Tatsache begeistert, dass es auf ewig unfertig ist.
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Die Gelegenheiten, mit „führenden Köpfen“ zu sprechen, sind selten. Noch seltener kommt es vor, dass man das in der eigenen Sprache tun kann. In der letzten Woche hatte ich eine solch seltene Gelegenheit und konnte mit Jörg Neumann sprechen, dem „Head of Microsoft Flight Simulator“.
Der Mann, bei dem alle Stricke rund um den aktuellen „Superstar“ in Microsofts Spielewelt zusammenlaufen, stammt aus Deutschland. Gewissermaßen sind wir sogar fast Ex-Nachbarn, seine Eltern leben noch heute in Offenburg, also nur unweit südlich von mir.
Jörg erzählte mir Details über das kommende Deutschland-Update, die Junker JU-52, die Kooperation mit Reno Air Racing sowie über die ebenfalls neue Zusammenarbeit mit dem deutschen Unternehmen Volocopter, die uns bald elektrisch betriebene Flugtaxis in den Microsoft Flight Simulator bringen wird.
Diese News kennt ihr inzwischen alle schon, es gab aber auch durchaus interessante Einblicke in die Vergangenheit und Zukunft bei der Entwicklung des Microsoft Flight Simulator.
Die Idee zu einer Neuentwicklung des Flight Simulator entstand im Jahr 2015 und das Konzept wuchs sozusagen mit den Möglichkeiten, welche sich durch die Cloud als eigentliches Backend ergeben. Angefangen hat es mit einem Team von drei Leuten und mit den Daten der Stadt Seattle, die damals schon in brauchbarer Qualität vorlagen. Die Idee eines virtuellen Rundflugs über Seattle „eskalierte“ immer weiter und schließlich wurde klar, dass man die ganze Welt in Angriff nehmen möchte. Aus den drei Leuten sind mittlerweile mehr als 200 geworden.
Dass ein solches Spiel – wenn man den MS Flight Simulator überhaupt noch als ein solches bezeichnen kann – mit lokalen Daten überhaupt nicht funktionieren kann, zeigt ein Blick auf die Datenmengen.
„Die 95 Gigabyte, die von der Installation des Spiels lokal belegt werden, sind sozusagen das kleinstmögliche Paket“, sagt Neumann. Die 3D-Daten der Städte, Flughäfen und Sehenswürdigkeiten sprengen jede Festplattenkapazität. „Alleine die Daten der Stadt Seattle machen 65 Gigabyte aus, insgesamt liegen etwa 2,5 Petabyte(!) in der Cloud, die bei Bedarf abgerufen werden.“
Noch faszinierender wird es, wenn Jörg Neumann erklärt, wie die Welt im Microsoft Flight Simulator gerendert wird: „Die Gebäude, die man überfliegt, gibt es eigentlich gar nicht.“.
Normalerweise werden Spielewelten bis ins Detail im Studio designt und die 3D-Modelle werden als Ganzes gespeichert. Beim Flight Simulator aber wird alles, was man während des Fluges zu sehen bekommt, in Echtzeit aus dem vorliegenden Bildmaterial zusammengesetzt.
Als wir über das Deutschland-Update sprechen, erzählt Neumann. „Aktuell haben wir alles in 7 cm, aber unser Ziel ist es, eines Tages die ganze Welt in 5 cm zu erfassen.“
Ich verstehe nur Bahnhof und frage nach, was damit genau gemeint ist. Die Erklärung ist dann ganz einfach, aber deshalb nicht weniger beeindruckend: „Wenn wir derzeit ein Gebäude oder ein Objekt erfassen, dann wird z.B. auf der Außenwand des Gebäudes alle 7 cm ein Bildpunkt gesetzt und ein Foto aufgenommen. Das Ziel ist, von der ganzen Welt alle 5 cm ein Bild zu erfassen.“
Ich hake nach und frage: „Diesen gigantischen Aufwand betreibt man doch nicht nur für ein schönes Spiel?“.
„Nein, natürlich nicht, das könnten wir auch gar nicht leisten“, sagt Neumann. „Wir haben bei Microsoft das große Glück, dass wir Bing Maps haben. Die machen die ganze Arbeit, wir nehmen im Grunde nur, was die uns liefern. Die Leute kommen und sagen „schaut mal, wir haben neue Daten für euch“ – und wir bauen die dann nur noch ein.“
Das Deutschland-Update selbst basiert übrigens auf sehr aktuellen Daten, das Bildmaterial wurde in 2020 aufgenommen und ist teilweise noch so frisch, dass quasi bis zur letzten Minuten noch daran gearbeitet wird, zusätzliche Städte in hoher Auflösung unterzubringen. Das war auch der Grund, warum die Veröffentlichung des Welt-Updates vom 26. August auf den 7. September verschoben wurde. Außerdem bringt das Update ein deutlich verbessertes Höhenmodell, was beispielsweise die Alpen sehr viel plastischer und damit realistischer wirken lässt.
Man merkt Jörg Neumann den Enthusiasmus praktisch bei jedem einzelnen Wort an und er unterbricht sich einige Male selbst, weil er noch nicht darüber sprechen darf, welche Neuerungen noch in der Pipeline sind.
Wir einigen uns auf ein Schlussfazit: Der Microsoft Flight Simulator ist vermutlich das erste Spiel, dass seine Spieler mit der Tatsache begeistert, dass es auf ewig unfertig ist.
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