AW: Windows 10 Desktop/Mobile - das gesamte Ökosystem - Rohrkrepierer oder Revolutio
Hi Dr. Cortana,
ich habe mir jetzt keinen einzigen Kommentar durchgelesen, sorry und ist nicht böse gemeint. Aber ich möchte meine Meinung ohne auf etwas einzugehen loswerden, womöglich hilft dir das auch am Besten weiter.
Auf das Zusammenspiel der Geräte kann ich nicht wirklich eingehen, warum weiß ich nicht. Ja: Sie spielen miteinander wie brave Kinder, aber ein herausstechendes Merkmal konnte ich daran nicht erkennen.
Windows 10 polarisiert. Erst wird von Zwangs-Upgrades gesprochen, was ich in weiten Teilen auch als solches empfinde, dann von einer Datenkrake, wo ich nicht zustimme. Klar "greift" Windows 10 Daten ab, das war auch schon zu Windows XP Zeiten der Fall und das muss man nicht gut finden. Allerdings wird das dann häufig mit Android verglichen, die NSA wird mit ins Boot geholt und am Ende heißt es dann, "Windows 10 ist eine Auftragsarbeit der NSA, und mir ist Google jetzt einfach sympathischer."
Naja, ich weiß nicht, das halte ich für fehl am Platze. Zum einen ist Microsoft keine Werbefirma so wie Google (Werbung durch deine persönlichsten Daten ist ihr Kerngeschäft), und zum anderen steckt die NSA leider in so gut wie jeder Materie. Knotenpunkte im Internet sind hier besonders im Visier, Hintertüren in den diversen Betriebssystemen gibt es vermutlich sowieso, und ob nun Windows 10 oder Vista, XP: Egal also. Egal im Sinne von, "dem kannst du nur durch Stecker ziehen entkommen."
Ich habe Windows 10 vor knapp einem Monat auf meinen Desktop-PC mit kleiner AMD-APU installiert, gewechselt bin ich von 8.1. Es gab keinen Grund, weshalb ich erst so spät umgestiegen bin, es war vielmehr die Bequemlichkeit oder auch Faulheit, das in Angriff zu nehmen.
Die Unterschiede zu 8.1 sind Großteils positiver Natur: Das Info Center hilft mir bei meiner täglichen Arbeit mit der Maschine (eingehende E-Mails, Wunderlist, Package Tracker usw. nisten sich dort ein), das neue Startmenü verschafft mir einen Überblick über für mich relevante Dinge (Wetter, Kalender, Steam Erfolge usw.) und die Möglichkeit, Apps in Fenstergröße ausführen zu können macht es mir einfacher, Multitasking auszuführen.
Auch den Store finde ich im Vergleich zu dem unter Windows 8.1 für wesentlich fortgeschrittener, übersichtlicher und interessanter gestaltet.
Ebenfalls und nochmals sehr positiv hervorzuheben ist das neue Startmenü. Unter Windows 8.1 musste ich mir ein alternatives Startmenü (Classic Shell) installieren, da es kein wirkliches gab, und war damit auch zufrieden, doch das unter Windows 10 macht einiges besser. "Übersichtlich" trifft es denke ich am Besten, auch wenn mir die Auflistung aller Apps/Programme alphabetisch sortiert nicht gefällt - muss ich mich erst daran gewöhnen.
Du hörst also, das die guten Neuerungen für mich die Sache mit den Apps betrifft, und ja: Ich nutze sie gerne auch auf dem Desktop-PC, ich stehe denen aufgeschlossen gegenüber. Manche sagen zwar, das ihnen Apps nicht auf die Maschine kommen, aber ich finde sie persönlich oftmals besser als das Programm-Pendant, da übersichtlicher und meistens auf das Wesentliche/Wichtige reduziert. Ich brauche (= und will) nicht bei allen Dingen die ich mache einen riesen Funktionsumfang, denn das macht es für mich oftmals unübersichtlich.
Negativ hingegen finde ich einige wenige Nickligkeiten, wie zum Beispiel: Warum kann ich das Info Center nicht so öffnen, wie die Charms Bar unter 8.1? Also per Wisch von der Seite. Das finde ich schade und nicht durchdacht, denn ich muss nun ein kleines Mini-Symbol an der hintersten Ecke in der Taskleiste anklicken, ehe ich zum Info Center gelange.
Auch blöde kann es für die Leute sein, die sich an die OneDrive-Platzhalter gewöhnt hatten: Die gibt es unter 10 nicht mehr. Mich persönlich tangiert das gar nicht, da ich von der "privaten" Cloud nichts halte, der nichts abgewinnen kann, aber ich finde der Punkt sollte mit erwähnt sein.
Was mir teils den Kopf zerbrach, sind die sogenannten Zwangs-Updates. Nicht, das ich etwas gegen Patches und Fixes für das System habe, aber das mir für meine Hardware auch teilweise diese Updates (=Treiber) per Zwang aufgetischt werden ist nicht lustig, und ist mir ein mal zur Frimelarbeit mutiert.
Unterm Strich kann ich von mir also behaupten, das ich zufrieden mit Windows 10 bin. Es ist eine gut gelungene Mixtur aus Windows 7 (Bedienung) und Windows 8.1 (Apps), und in etwa vergleichbar mit Star Wars Episode VII: Kein Risiko eingehend, aber eine solide Aufbereitung und Vermischung aus anderen Episoden servierend.
Windows 10 auf meinem Tablet konnte mich hingegen wenig bis gar nicht überzeugen.
Grund 1 ist vor allem der extrem ruckelnde Tablet-Modus, dem ich partout nicht entgegenwirken konnte, außer das Hintergrundbild komplett zu deaktiveren. Weder durch Treiber, Herumbastelei oder dem "umschubsen und neu aufbauen" (=Windows 10 erneut installieren, Clean). Womöglich liegt das einfach an der schmalen Hardware meines Dell Venue 8 Pro 3845, doch eigenartigerweise konnten mir andere Eigentümer dieses Gerätes nicht davon berichten; bei denen lief der Tablet-Modus butterweich.
Grund 2 liegt an dem fehlenden "Start" und "Teilen" (Charms Bar - Windows 8.1), an die ich mich so sehr gewöhnt hatte. Das neue Info Center unter Windows 10 war für mich zwar eine durchaus gelungene Funktion, und nur zu gerne hätte ich dort auch "Start" und "Teilen" untergebracht gesehen, aber: Ist eben nicht, fehlt und gibt es nicht.
Grund 3 ist der behäbigen Bedienung geschuldet. 8.1 bediente sich butterweich, fließend in den Bewegungen und völlig intuitiv, während Windows 10 mir Stöcke zwischen die Beine wirft. Die App-Übersicht aufzurufen bedeutet viel Scrollerei, Apps auf dem Startbildschirm zu verschieben/anzuordnen ist müßig und behäbig und der neue Task-Switcher (Wisch von der linken Seite) endet in einer quasi Vollbild-Ansicht der offenen Fenster, die mir oftmals schon einige Apps zum "resetten" brachte. Das ist ärgerlich, gerade in Games.
Diese drei Gründe führten schlussendlich dazu, dass ich das Tablet wieder zurück auf Windows 8.1 brachte, mit dem ich zufrieden bin. Allerdings ist das schon ein wenig blöde, da ein Tablet eben ein App-Werfer ist, und in letzter Zeit bereits einige Windows 10-exklusive Apps herausgebracht wurden. Aber gut, damit muss ich mich arrangieren, nicht immer den neuesten App-Kram zu bekommen.
Windows 10 hat auf dem Tablet aber auch schöne Vorteile, und die will ich nicht ungenannt lassen. Zum einen ist das neue Info Center durchaus hilfreich, und macht eben das, was es soll: Mich informieren. Auch das starten von Programmen wird nun direkt im Vollbild erledigt, und ich kann - wenn ich mit dem Programm fertig bin und alles erledigt habe - dieses per Wisch von oben direkt beenden. Unter 8.1 ist das nicht der Fall.
Auch das neue Einstellungs-Menü ist umfangreicher geworden, und kommt einem auf dem Tablet entgegen.
Windows 10 Mobile habe ich längere Zeit außer Acht gelassen, für mich war das vom Hörensagen einfach nichts. Windows Phone 8.1 ist ausgereift, und 10 Mobile sei ja eine riesen Baustelle - nicht mehr, nein, sehe ich nicht so. Ab Build .116 stieg ich erst ein, und zumindest dort fand ich nicht diese riesen Baustelle vor, wie vom Hörensagen erwartet. Einige Dinge stören durchaus, sind unlogisch oder fehlerhaft umgesetzt, aber es ist nichts was ich nicht zu verschmerzen weiß. Dafür bietet 10 Mobile einfach zu viele Vorteile gegenüber Phone 8.1.
Das fängt als erstes bei der Optik an: Gelungen ist sie, wie ich finde, modern und frisch wirkt sie auf mich. Selbstverständlich bleiben eckige Kacheln eckige Kacheln, und die Tiles sind die Kernfunktion von Windows Phone und auch Mobile, aber das Drumherum wurde sinnig aufgehübscht. Die Abstände Bleistiftsweise zwischen den Kacheln: Wurden verringert. Das Hintergrundbild ist nun auch in Vollbild möglich, und gibt dem Startbildschirm einen anderen Anstrich. Und auch in der App-Übersicht ist nun das Hintergrundbild zu sehen, wenn auch in abgedunkelter Form. Gefällt jedenfalls.
Neben der Optik hat sich auch die Bedienung weiterentwickelt. Wobei "weiterentwickelt" nicht gänzlich passt - seitwärts entwickelt passt auch, hängt von der Sichtweise ab. "Pivot", also die Seitwärts-Wischbewegung innerhalb von Apps für weiteren Content (siehe XBOX Music unter Phone 8.1), ist so gut wie abgeschafft und kaum noch existent. Stattdessen wurde der von Android her bekannte "Hamburger-Button" eingeführt, und einige Stimmen sagten darauf, "was soll ich eine Kopie von Android haben, wenn ich auch Android selbst haben kann?" Stimmt nicht, wie ich finde, denn ein Hamburger macht noch lange keine ausgewogene Mahlzeit. Oder so ähnlich. Jedenfalls setzt Windows 10 Mobile nun auch auf diese Hamburger, und teilweise ist das gut und auch besser zu bedienen (Groove), teilweise aber auch nicht (E-Mail, Datei-Explorer u.A.). Das liegt daran, dass der Burger nicht konsequent überall per Wisch von der linken Seite aufgerufen werden kann, sondern man zielgenau darauf patschen muss. Das macht es bei Geräten, die immer größere Displaydiagonalen haben, schwer da heran zu kommen ohne sich die Finger zu verbiegen.
Hier kommt mir allerdings eine liebgewonnene Funktion entgegen, die in gleicher Form auch bei Apple existiert: Der Einhandbedienung-Modus. Langer Patsch auf die Windows-Taste, und der angezeigte Inhalt verteilt sich auf die untere Hälfte des Displays. Das ist praktisch, und ich nutze das wirklich häufig, gerade draußen wenn ich unterwegs bin und nicht beide Hände zum Bedienen frei habe.
Weitere tolle Neuerungen sind auf jeden Fall das neue Einstellungs-Menü, und auch wenn mir das des Updates 2 (nur für wenige Devices erhältlich) für Windows Phone 8.1 besser gefiel, muss ich sagen: Passt. Einige Unterpunkte hätte ich zwar an anderer Stelle verfrachtet und ich finde sie etwas unlogisch platziert, aber es ist weit übersichtlicher gehalten als noch unter Update 1 oder darunter - nicht schwer zu bewerkstelligen, zugegebenermaßen
Noch ein weiterer Punkt der mir sehr gefällt, ist die Oberflächenskalierung. Hier kann ich selbst entscheiden, wie groß/klein ich die Kacheln+Inhalte haben möchte. Auf 200%?- kein Problem.- 250%?- aber klar doch.- 175%?- warum auch nicht. Das gefällt mir deshalb, da mir die Kacheln+Inhalte unter Phone 8.1 teils zu groß waren, denn ich mag es eigentlich eher dezent-fein. Das kann ich nun, und habe für mich auf 175% gestellt, kann außerdem vier Kachelreihen einstellen und: Gefällt, so mag ich das haben.
Neben all den guten Punkten muss ich aber auch klar sagen, das nicht alles Gold ist, was glänzt. Gerade die Akkulaufzeit schwankt tierisch, und das System genehmigt sich (je nach Build) teils kräftig Akku im Standby. Auch einige Apps, darunter der Browser Edge, sind nicht das Gelbe vom Ei, sind störrisch und auch ein Rückschritt in Sachen Bedienung. Halt typisch Microsoft: Ausgereiftes über den Haufen werfen, von Vorne anfangen und dabei gut Gelöstes ignorieren, und anders und gleichzeitig schlechter lösen wollen.
Insgesamt betrachtet, würde ich Windows 10 Mobile als die sinnige Weiterentwicklung von Phone 8.1 bezeichnen, ohne groß mit Innovationen glänzen zu können. Viele Punkte, die ich hier nicht erwähnt habe, machen mein Nutzererlebnis um einiges angenehmer als unter Phone 8.1, anderes bedarf eines kleinen Umdenkens und wiederum manches ist verschlimmbessert worden. Die Waagschale fällt in meinen Augen aber klar zugunsten des angenehmer Seins.
Meine Zusammenfassung lautet also: Windows 10 ist auf dem Desktop am ehesten die Revolution, wenn auch mit dem geringsten Widerstand gelöst, was heißt "Konservativ und das Risiko scheuend vollzogen."
Windows 10 auf dem Tablet erscheint mir wie ein Rohrkrepierer, ganz unabhängig davon, dass der Tabletmodus bei mir ruckelt. Die Bedienung ist zum Vorgänger einfach nicht für Touch durchdacht.
Windows 10 Mobile würde ich als Evolution bezeichnen wollen. Es gab keinen Paukenschlag, die Trompeten blieben bei Continnum aus und als Neuerungen schlug es ein mal kurz an der Triangel, nichts besonderes erwartet einen. Aber gerade dieses nicht Besondere macht 10 Mobile aus, es ist nur eine sinnige Weiterentwicklung, erfindet das Rad nicht neu - das finde ich gut. Denn ich brauche einen kompromisslosen Daily Driver, der das von mir Gewohnte so erledigt wie ich das erwarte, und auf meine Gewohnheiten noch besser zugeschnitten ist wie bisher. Ich muss mich nicht sonderlich auf Neues einstellen und mich nicht verbiegen, also alles super.