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Windows 10 Anniversary Update: Das sind die Neuerungen

Am vergangenen Freitag wurde Windows 10 genau ein Jahr alt, und ab heute gibt es dann als leicht verspätetes Geschenk das große Anniversary Update, welches zahlreiche Neuerungen zu bieten hat. Nach dem November-Update, welches unter dem Strich eher ein Wartungs-Release war, zeigt sich nun zum ersten Mal so richtig, was “Windows as a Service” bedeutet. Das Anniversary Update trägt die interne Bezeichnung “Redstone 1” und ist der Auftakt einer Trilogie. Im Frühjahr und im Herbst 2017 werden Redstone 2 und 3 folgen, jeweils begleitet von neuer Hardware aus Redmond. Aber bleiben wir in der Gegenwart und schauen uns an, was das Anniversary Update so alles zu bieten hat. Macht es Euch gemütlich, das wird ein bisschen länger…

Viele Änderungen wurden in den vergangenen Monaten hier schon ausführlicher besprochen, bei diesen beschränke ich mich auf ein paar Stichworte und den Link zum entsprechenden Artikel, damit das hier nicht vollständig aus dem Ruder läuft.

Überarbeitetes Startmenü
Das ist gleich der erste Punkt, bei dem ich auf einen ausführlichen Beitrag verweise: Das Startmenü bekommt mit dem AU (Anniversary Update) ein Facelift. Keine Revolution, aber einige nützliche Erweiterungen. Welche das sind, könnt Ihr Euch bei einer Bilder-Tour durch das überarbeitete Startmenü ansehen.

Info-Center optisch und funktional erweitert
Das bisweilen doch recht chaotisch wirkende Info-Center soll mit dem AU nun informativer, schöner und aufgeräumter werden. Dies wird ermöglicht durch aussagekräftigere Benachrichtigungen, die nun individuelle Icons haben können – beispielsweise das Kontaktfoto beim Eingang einer E-Mail.

In den Einstellungen kann die Gruppierung und Priorisierung der Benachrichtigungen flexibel konfiguriert werden und die Icons für den Schnellzugriff lassen sich individuell anordnen.

Benachrichtigungen von Windows 10 Mobile lassen sich im Info-Center von Windows 10 anzeigen und auch von dort verwerfen.

Weitere Neuerungen sind in diesem Beitrag nachzulesen.

Neuigkeiten für Entwickler mit Auswirkung auf die Nutzer
Die Entwickler bekommen mit dem AU diverse neue technische Möglichkeiten an die Hand, um Apps für Windows 10 zu entwickeln. Es gibt aber auch neue Vertriebsmodelle, unter anderem können sie Apps nun als Bundle verkaufen, und auch Abonnements sind möglich. Darüber hinaus können App-Updates in Zukunft kostenpflichtig gemacht werden. Siehe dazu auch hier.

Für den Test von Apps gibt es ebenfalls neue Optionen. Ein Entwickler kann Gruppen einrichten, die Zugriff auf verschiedene Versionen einer App haben. Für ein “sanftes” Update einer App steht als neue Option ein stufenweiser Rollout zur Verfügung, der allerdings auch für Verwirrung sorgen kann, wenn ein paar Nutzer die neue Version bereits haben und andere wiederum nicht. Die interessanteste Neuerung ist jedoch das Package Flighting, damit kann jeder Entwickler quasi sein eigenes Insider-Programm für seine Apps auf die Beine stellen.

Windows Hello für die Benutzerkontensteuerung
Leider wird über die Benutzerkontensteuerung nach wie vor kontrovers diskutiert, obwohl sie für ein klein wenig Mehraufwand ein deutlich höheres Maß an Sicherheit bietet. Mit dem AU wird es wieder ein bisschen komfortabler, jetzt kann sich der Administrator nämlich per Windows Hello authentifizieren und damit die Abfrage per Gesichtserkennung oder Fingerprint bestätigen. Mehr dazu (und Screenshots) hier.

Windows Ink – die Stifteingabe wird erwachsen
Windows, Programme und Apps mit dem Stift bedienen sowie schreiben und zeichnen – all das soll mit dem AU auf ein neues Level gebracht werden. “Windows Ink” heißt das zugehörige Plattform-Feature, welches nicht nur in Windows 10 steckt, sondern per API auch allen Apps zur Verfügung steht.

Es gibt neue Optionen, mit denen die Stifte – allen voran natürlich der Surface Pen – individueller konfiguriert werden können, und im Windows Ink Arbeitsbereich stehen diverse neue Tools zur Verfügung, hier feiern unter anderem die Sticky Notes ihr Comeback (und die lassen sich auch per Tastatur bedienen).

Auch dem Kapitel Windows Ink haben wir einen eigenen Artikel gewidmet.

Stromspar-Einstellungen
Alle Optionen, die den Stromverbrauch unter Windows 10 betreffen, sind nun im Punkt “Akku” im Abschnitt “System” der Einstellungs-App zu finden. Auch die Einstellungen, welche Apps im Hintergrund laufen dürfen, sind nun an dieser Stelle integriert. Windows 10 verfügt jetzt außerdem über eine Automatik-Funktion, die selbständig entscheidet, wann eine App im Hintergrund agieren darf und wann nicht. Es lässt sich auf Wunsch aber auch individuell einstellen.

Windows Defender besser sichtbar
Der Windows Defender visualisiert seine Schutzfunktion nun durch ein Icon im Infobereich unten rechts, von wo aus er geöffnet werden kann und man auch zu den Einstellungen gelangt. Diese findet man auch direkt in der Settings App, von wo aus man beispielsweise mit einem Klick eine Offline-Überprüfung in die Wege leiten kann.

Nach wie vor gilt: Sobald ein Antivirenprogramm eines anderen Anbieters erkannt wird, deaktiviert sich der Windows Defender und lässt diesem Programm den “Vortritt”.

Viele Neuerungen im Store und bei den Apps
Der Windows Store bekommt mit dem AU ein neues Layout. Es ist meiner persönlichen Meinung nach immer noch weit entfernt von der Perfektion, aber dennoch ein Schritt in die richtige Richtung. Außerdem kann man endlich nicht mehr benötigte Apps aus der eigenen Bibliothek ausblenden, so dass man die Übersicht über die wirklich wichtigen Apps behält.

Bei den integrierten Apps hat sich ebenfalls eine Menge getan. So gibt es eine brandneue Universal Skype App (noch in Preview), einen neuen Feedback Hub, sowie kleinere und größere Fortschritte bei den Karten, Fotos, Groove Music oder Outlook Mail und Kalender. Wer die Berichterstattung aufmerksam verfolgt hat, weiß darüber schon bescheid. Die Änderungen hier noch zusätzlich alle aufzulisten, würde den Rahmen endgültig sprengen.

Das gilt auch für das Projekt Centennial: Klassiche Windows-Anwendungen können nun als Apps in den Store gestellt werden. Ein Thema, welches für sich alleine locker eine halbe Stunde Lesezeit wert ist und zu dem es bei uns schon viele Artikel gab. Exemplarisch möchte ich Euch diesen hier ans Herz legen, weil er dann auch auf diverse weitere Artikel verweist:
Projekt Centennial: Warum von den konvertierten Desktop-Anwendungen jetzt so Vieles abhängt

Indirekt betrachtet kann man auch das Microsoft Bot Framework als eine Neuerung im Anniversary Update bezeichnen, denn die Bots kommen mit der neuen Skype App erstmals so richtig zum Vorschein. Hier beginnt die Entwicklung aber gerade erst, da darf man in den kommenden Monaten noch mit diversen spannenden Neuerungen rechnen.

Microsoft Edge macht einen großen Sprung, nicht nur wegen der AddOns
Mit Windows 10 hat Microsoft den neuen Browser Edge an den Start geschickt, der allerdings nach wie vor mit Akzeptanz-Problemen zu kämpfen hat. Viele schlechte erste Eindrücke hinsichtlich Performance und allgemeiner Web-Kompatibilität sind spätestens mit dem AU Geschichte, Edge ist nun ein absolut zufriedenstellender Alltags-Browser.

Größte Neuerung sind natürlich die Erweiterungen, die über den Windows Store vertrieben werden. Im Moment ist das Angebot noch überschaubar, aber die heiß ersehnten Adblocker sowie Evernote, OneNote, LastPass oder Pocket sind schon am Start. Weitere werden jetzt, da das Update ganz offiziell verfügbar ist, hoffentlich in großer Zahl folgen.

Weitere Neuerungen in Edge sind Swipe-Gesten für Touchscreen sowie die Unterstützung für WebRTC. Tabs lassen sich nun anpinnen, im Startmenü angeheftete Seiten übernehmen automatisch das Favicon, Inhalte können direkt an verbundene Geräte gestreamt werden…die Liste der Neuerungen in Edge kann sich in der Tat sehen lassen.

Unternehmen soll es in Zukunft leichter gemacht werden, auf Edge als Standardbrowser zu setzen. Das Zusammenspiel mit dem Internet Explorer, der für viele ältere Business-Anwendungen noch auf Jahre hinaus unverzichtbar bleiben wird, wurde erheblich verbessert, so dass quasi jederzeit ein nahtloser Übergang gewährleistet sein soll. Details dazu bitte hier nachlesen.

Cortana
Die digitale Assistentin Cortana hat sich ebenfalls weiterentwickelt. Sie kann jetzt schon vom Lockscreen aus aktiv werden, außerdem durchsucht sie Dateien auf OneDrive sowie OneDrive for Business.

Darüber hinaus kann sie Bilder auf Zuruf vom Telefon auf den PC übertragen, Benachrichtigungen synchronisieren oder am PC eine Warnung anzeigen, wenn der Akku des Telefons zur Neige geht.

In der Schweiz und in Österreich kann Cortana jetzt genutzt werden, ohne die Region umzustellen – es genügt, in den Cortana-Einstellungen eine unterstützte Eingabesprache auszuwählen.

Stichwort Einstellungen: Zu der Geschichte, dass man Cortana mit dem AU in Windows 10 angblich nicht mehr deaktivieren kann, möchte ich Euch diesen Beitrag ans Herz legen.

Sonstiges
Es gibt noch unzählige Kleinigkeiten oder auch größere neue Features wie z.B. die Ubuntu Bash, die Entwicklern das Leben deutlich leichter macht. Sie alle aufzuzählen, würde die Kondition eines jeden Lesers überfordern. Außerdem habe ich auch garantiert irgendwas vergessern.

Aufzählen könnte ich noch die verbesserten Windows Update Einstellungen (feste Nutzungszeiten, während derer man garantiert nicht unterbrochen wird), die App “Verbinden”, mit der Windows zum Miracast-Receiver wird, das “Dark Theme” oder die Mediensteuerung auf dem Lockscreen (ok, das ist unter Mobile deutlich spannender). Enterprise-Kunden freuen sich unter anderem über App-V und Hyper-V Container, und für den Einsatz an Schulen gibt es ebenfalls spannende Innovationen.

Persönliche Meinung
Mit dem Anniversary Update hat Microsoft sein Versprechen von “Windows as a Service” auf eindrucksvolle Weise eingelöst. Und es ist ja erst der Beginn einer langen Reise, verschiedene Features fielen wieder heraus und werden mit Redstone 2 oder 3 folgen.

Natürlich kann man an einigen Punkten kritisch anmerken, dass diese Funktionen schon früher hätten vorhanden sein müssen. Das funktioniert immer, und beispielsweise in Bezug auf Edge ist derartige Kritik sogar berechtigt. Man kann Microsoft aber auch ohne “Schönfärberei” zugute halten, dass diese Form der Betriebssystem-Entwicklung für das Unternehmen Neuland war und immer noch ist. Wenn die Gänge so schnell durchgeschaltet werden, dann kracht es halt auch mal im Getriebe.

Für mich bleibt Windows 10 das beste Windows aller Zeiten, und wenn ich zwischendurch an einem Windows 7 PC sitze, was ich aus beruflichen Gründen für etwa 10-15 Stunden die Woche tun muss, dann fühle ich mich in die Steinzeit zurück versetzt.

Und für die tl’dr-Fraktion: Das Windows 10 Anniversary Update ist fett.

Für Windows 10 Mobile gibt es übrigens ebenfalls einen Beitrag, der sich mit den Neuerungen befasst:
Windows 10 Mobile: Was ist neu im Anniversary Update?

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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