Am Puls von Microsoft

Das Ende von Windows as a Service – oder der Anfang?

Das Ende von Windows as a Service - oder der Anfang?

Als Windows 10 im Jahr 2015 an den Start ging, hatte Microsoft viele große Pläne, einer davon war “Windows as a Service”, gleichzeitig sprach man in Redmond von der “letzten Windows-Version”, um damit zu verdeutlichen, dass es in Zukunft keine großen Releases mehr geben soll, stattdessen aber eine kontinuierliche Weiterentwicklung.

Nun schreiben wir das Jahr 2019, und von den ursprünglichen Plänen ist nicht mehr viel übrig. Das Servicemodell wurde immer wieder angepasst, zuletzt sogar ziemlich radikal. Außerdem deutet alles darauf hin, dass die Zeit der halbjährlichen Feature-Releases um ist.

Stellt man sich also hin und erklärt, dass Microsoft mit seinem ursprünglichen Plan krachend gescheitert ist, dann wird man nicht viel Widerspruch ernten. Und wenn doch, kann man die Behauptung leicht mit Fakten untermauern. Man kann die Entwicklung aber auch ein wenig anders und positiver sehen, auch wenn das in der dauerempörten Microsoft-Commmunity nicht die bevorzugte Vorgehensweise ist.

Um zu verdeutlichen, wie sehr sich die Dinge geändert haben, unternehmen wir eine kleine Reise durch die Geschichte: Windows 10 wird im Juli 2015 veröffentlicht, im November kommt schon das erste Feature-Update hinterher. Es folgt das Anniversary Update 2016, bevor ab 2017 offiziell auf halbjährliche Releases umgestellt wird. Mit jedem Update kommen neue Funktionen, ein neues SDK, es gibt Kompatibilitätsprobleme mit Software und Treibern und so weiter. Allmählich wird klar: Es ist eben keine kontinuierliche Entwicklung, sondern Microsoft tut alle sechs Monate das, was sie vorher nur alle paar Jahre gemacht haben: Sie veröffentlichen eine komplett neue Windows-Version. Rein technisch betrachtet hätten diese Versionen Windows 11, 12, 13 usw. heißen müssen, denn sie erfüllten alle technischen Voraussetzungen für ein “Major Release”.

Nachdem es im Jahr 2018 mit beiden Feature-Updates erhebliche Probleme gibt, wird in Redmond die Reißleine gezogen. Zunächst kommt man den Unternehmenskunden entgegen, indem man den Support-Zeitraum der Herbst-Releases auf 30 Monate ausdehnt und damit klarstellt: Die Frühjahr-Releases müssen euch in Zukunft nicht mehr interessieren. Seit dem Mai 2019 Update können nun auch Endkunden ein Feature-Release überspringen bzw. selbst bestimmen, wann sie es installieren.

Damit nicht genug: Seit dieser Woche wissen wir: Das kommende 19H2-Update wird nur ein Service-Release, basierend auf dem Mai Update. Alle Indizien deuten darauf hin, dass dies keine einmalige Sache, sondern eine dauerhafte Anpassung ist, alles andere wäre inzwischen auch unlogisch. Künftig wird es also ein großes Release pro Jahr geben, welches mit einem Service-Update einige Monate später offiziell “Business-Reife” erlangt. Consumer sind nicht mehr gezwungen, die Versuchskaninchen zu spielen, sondern können mit der Installation ebenfalls bis dahin warten.

“Service” bedeutet Dienstleistung. Vor diesem Hintergrund würde ich behaupten wollen: Windows as a Service ist nicht am Ende, sondern es wird endlich Realität.

Es geht nicht darum, irgendetwas schönzureden, was Microsoft in den letzten vier Jahren getan hat. Sie haben sich in diese Idee verrannt, sie waren zunächst stur, und es fällt ihnen nach wie vor schwer, offen darüber zu reden. Letztlich haben sie aber dazugelernt und sind nun dabei, das Richtige zu tun. Man muss sie ja jetzt nicht gleich dafür feiern – man kann es aber sehr wohl zufrieden zur Kenntnis nehmen.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

Anzeige