Volle KI voraus: Microsoft bläst mit dem neuen Bing zum Frontalangriff auf Google – Update
Microsoft hat wie erwartet eine neue Version seiner Suchmaschine Bing vorgestellt, die auf der Integration von künstlicher Intelligenz basiert. Die Redmonder haben kein geringeres Ziel, als ganz nach Vorne zu gehen.
„Das Rennen beginnt heute. Wir gehen vorwärts, und wir bewegen uns schnell“. Mit diesen markigen Worten sagt Satya Nadella Google offiziell den Kampf an. Das mag in Anbetracht der aktuellen Marktanteile von Bing irgendwo zwischen ambitioniert und größenwahnsinnig anmuten, aber Microsoft meint das offenbar ernst, ohne dabei ein Messer zwischen den Zähnen zu tragen. „Wir wollen eine Menge Spaß mit neuen Innovationen im Bereich der Suche haben, es ist höchste Zeit dafür“ so der Microsoft-Boss weiter.
Ein „AI-basierter Copilot für das Web“ soll das neue Bing werden. Microsoft hat eine Menge Metapher zur heutigen Pressekonferenz mitgebracht. Wie schon in den Leaks angedeutet, soll das neue Bing Suchanfragen in natürlicher Sprache verarbeiten und den Nutzer ermutigen, kreativ zu sein und seine Anfrage weiter zu präzisieren. Die gesuchte Information soll gewissermaßen im Dialog mit Bing gefunden werden.
Die Internetsuche habe sich seit 20 Jahren nicht wesentlich verändert, behauptet Microsoft. Man will herausgefunden haben, dass in 40 Prozent aller Fälle die Nutzer einer Suchmaschine auf einen Treffer klicken und direkt wieder zur Suche zurückkehren, weil sie nicht die gewünschte Information gefunden haben. Mit Blick auf mein eigenes Suchverhalten halte ich das für durchaus realistisch.
Das „Neue Bing“, wie Microsoft es nennt, wird mit einem „Next-Generation Language Model“ von OpenAI arbeiten, das speziell für die Internetsuche optimiert wurde und deutlich leistungsfähiger als ChatGPT ist. Die Bestätigung, dass es sich hierbei um ChatGPT v4 handelt, wie zuvor kolportiert, gab es heute indes nicht.
Die Arbeitsweise des neuen Bing wird als „Prometheus Model“ bezeichnet und hat das Ziel, die Relevanz der Suchergebnisse allgemein zu steigern, wichtige Informationen hervorzuheben und dafür zu sorgen, dass die gelieferten Informationen auch wirklich aktuell sind. Der Algorithmus, mit dem Bing Webseiten durchsucht, wird ebenfalls mit einem von OpenAI entwickelten KI-Modell arbeiten.
Wie es in den Leaks vom Wochenende zu sehen war, wird das Suchfeld von Bing aufgebohrt – man hat 1.000 Zeichen zur Verfügung, um seine Anfrage zu formulieren.
Anders als im Leak zu sehen werden die traditionellen Suchergebnisse und die KI-Suche nebeneinander angezeigt und ermöglichen so einen direkten Vergleich. Es besteht aber auch die Möglichkeit, zwischen der klassischen und der chatbasierten Suche hin und her zu wechseln.
Bildquelle: TheVerge
Eine weitere Funktion des neuen Bing, die wir aus dem Leak kannten, wurde ebenfalls demonstriert: Das neue Bing generiert eine Zusammenfassung als Antwort auf die gestellte Frage und listet darunter die Quellen auf, die dafür durchsucht wurden. Da stellt sich durchaus die Frage, inwieweit hier Urheberrechte berücksichtigt werden müssen, denn Microsoft macht sich den Inhalt der Seiten zu eigen und vermarktet ihn. Ob dafür eine Vergütung bezahlt wird? Da bleiben im Moment viele Fragen offen.
Microsofts Edge Browser wird selbstverständlich ebenfalls eine große Rolle spielen und die neue Bing-Suche fest integrieren. Microsoft zeigte auf der Bühne eine neue Version mit modernisierter Oberfläche, mehr Rundungen und Fluent Design Elementen. Diese neue Version soll als Developer Preview noch im Lauf des Tages veröffentlicht werden und ebenfalls einen „AI-Copiloten“ beinhalten.
Wann das neue Bing genau an den Start geht, wurde noch nicht verraten, es wird aber nicht US-Exklusiv sein, sondern global ausgerollt. Aber auch dafür gibt es noch keinen genauen Zeitplan. Eine „limitierte Preview“ soll noch heute unter https://bing.com/new/ an den Start gehen, vorerst aber nur auf Desktop-Geräten. Die mobile Version soll in naher Zukunft folgen.
Die offizielle Ankündigung von Microsoft findet sich jetzt hier: Reinventing search with a new AI-powered Microsoft Bing and Edge, your copilot for the web
Update: Auf der folgenden Seite könnt Ihr Euch einige Beispiele anschauen, wie das neue Bing arbeitet, und euch außerdem auf die Warteliste setzen lassen, um die neue Version selbst testen zu können: Microsoft Bing. Lustige Übersetzungsfehler wie immer inklusive.
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- Microsoft
Über den Autor
Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!