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Wie Tesla: BMW OS7.0 mit OTA-Update im Alltagstest

Wie Tesla: BMW OS7.0 mit OTA-Update im Alltagstest

Im Jahr 2020 war durch die weltweite Coronavirus-Pandemie alles etwas anders. Ich war für Euch dennoch unterwegs und habe mir den gerade gelifteten BMW 5er (intern G30 genannt) geschnappt und dem Fahrzeug auf die Nieren gefühlt. Gut zwei Wochen lang war ich mit dem BMW 530e, einem Plug-in-Hybriden, unterwegs. Auffällig ist, dass der 5er über ein komfortables Fahrwerk verfügt, welches dennoch direkten Straßenkontakt vermittelt, sodass sich der Wagen als Reisefahrzeug entpuppt. In Zeiten der Covid-19-Pandemie kann es durchaus sein, dass man aufgrund von HomeOffice, Lockdown etc., täglich nur kurze Wegstrecken zurücklegen muss. Hier spielt ein Plug-in-Hybrid seinen Vorteil im Vergleich zu einem herkömmlichen Verbrenner aus. Mit einer Akkuladung kommt der 530e bei winterlichen Temperaturen mit laufender Heizung auf 22 Grad auf gut 50 Kilometer rein elektrische Reichweite, BMW selbst gibt im WLTP-Messzyklus ohne aktivierte Klimaanlage gut 54 Kilometer E-Reichweite an. Eine derartige Reichweite genügt, um nahezu alle alltäglichen Fahrten rein elektrisch erledigen zu können.

Wer seine täglichen Wegstrecken elektrisch zurücklegt und nur etwa für den Wochenendausflug den Benziner bemüht, kann einen Verbrauch von gut 6,5 Litern Benzin auf 100 Kilometern erzielen und das mit einem fast fünf Meter langen und 1,9 Tonnen schweren Fahrzeug, welches eine Systemleistung von 215 kW/292 PS offeriert. Bei diesem Verbrauch ist eine Autobahnfahrt von gut 200 Kilometern inbegriffen, bei der ich abschnittsweise auch mal 180 km/h gefahren bin. Gerade in den USA ist der BMW 5er als Limousine beliebt, da er dort als sportliche Mittelklasse gilt und man dank des Ottomotors auch mal längere Wegstrecken erledigen kann, ohne 30 Minuten und mehr an Ladestationen verbringen zu müssen.

Automatisches Umschalten macht aus dem Verbrenner-Hybrid ein Elektroauto

BMW belohnt jeden vollständig elektrisch gefahrenen Kilometer mit einem BMW Point, die dann innerhalb der kostenlosen Smartphone-App „myBMW“ angezeigt werden. Am Anfang des nächsten Monats kann man dann die gesammelten Punkte gegen ein Ladeguthaben bei einer öffentlichen Ladestation eintauschen. Wenn man innerhalb einer Umweltzone in einer Großstadt unterwegs ist, schaltet jeder Plug-in-Hybrid mit BMW OS 7.0 automatisch in den vollelektrischen Fahrmodus um. Hierzu wird neben den Positionsdaten des Festeinbau-Navigationssystems auch die Geofencing-Technologie verwendet, um lokalisieren zu können, wo sich gerade der BMW befindet. Andere Automobil-Hersteller wie etwa Ford sowie der FCA-Konzern (mit Marken wie Fiat, Ferrari u.v.m.) testen aktuell noch die Geofencing-Technologie, um ebenfalls bei ihren Plug-in-Hybriden ein automatisches Umschalten auf den rein elektrischen Fahrmodus offerieren zu können.

Etwaige geplante Verbote von Neuzulassungen von Automobilen mit Verbrennungsmotor betreffen oftmals nicht die Plug-in-Hybride und gelten auch nicht für Kleintransporter wie zum Beispiel für einen Mercedes-Benz Sprinter, wie das Fachmagazin Auto Motor und Sport berichtet. Das Neuzulassungsverbot für Autos mit Verbrennungsmotor gilt in einigen Ländern ab dem Jahr 2030 und soll dafür sorgen, dass keine PKW neu verkauft werden, die ausschließlich über einen Otto- oder Dieselmotor verfügen und keinerlei Hybrid-Technik an Bord haben, um kurze Strecken rein elektrisch fahren zu können.

Das Sammeln von Punkten bei BMW soll etwa Fahrer motivieren, rein elektrisch zu fahren und den Plug-in-Hybrid dazu auch an einer Ladestation aufzuladen, da nur so Wegstrecken mit mehr als fünf Kilometern elektrisch gefahren werden können. Leider spart BMW beim eingebauten On-Board-Ladegerät, sodass Strom nur mit maximal 3,7 kW Wechselstrom geladen wird, sodass ein Ladevorgang rund 3,5 Stunden an einer Ladesäule dauert, obwohl man eigentlich einen verhältnismäßig kleinen Akku mit einer Netto-Kapazität von knapp 11 kWh im BMW 530e verbaut hat. Um mal schnell, etwa während des Einkaufs, Strom laden zu können, sollte BMW bitte einen On-Board-Lader einbauen, der mit 11 kW umgehen kann und eventuell auch Schnellladen an einer DC-Ladesäule mit 50 kW und mehr unterstützt. Nur dann wäre es möglich, wirklich innerhalb von wenigen Minuten den Stromspeicher eines Plug-in-Hybriden mit Strom zu befüllen.

Bedienung und Neuigkeiten bei BMW OS7.0 in Version 07-2020

Ich durfte den aktuellen 5er testen und konzentriere mich dabei vor allem auf das Infotainmentsystem namens BMW Operating System 7.0. In Verbindung mit dem BMW Live Cockpit Professional konnte ich der jüngsten Version des Festeinbau-Navigationssystems auf die Bits und Bytes fühlen und habe dieses einem Vergleich mit dem direkten Vorgänger BMW ID 6 unterzogen, welches ich bei einem BMW 225xe Active Tourer unter die Lupe genommen habe. Ein Unterscheidungsmerkmal ist, dass das BMW OS 7.0 immer mindestens zwei Bildschirme bespielt, also ein Fahrerinfo-Display hinter dem Lenkrad und einen Touchscreen in der Mitte – das Center Info Display, kurz CID. Bei früheren iDrive-Versionen ist der Bildschirm hinter dem Volant nicht freibelegbar, wenn es überhaupt einen Bildschirm hinter dem Lenkrad gibt.

 

Neu bei BMW Operating System 7.0 in der Aktualisierung 07-2020 ist neben den BMW Maps auch die Integration von Android Auto für Bestandsfahrzeuge mit BMW OS7.0. Um die Smartphone-Anbindung kabellos nutzen zu können, muss jedoch neben der eingerichteten Smartphone-App von Google auch die offizielle BMW-App namens „myBMW“ oder die Vorgänger-Variante „BMW Connected“ auf dem Telefon installiert und mit dem gleichen BMW-Connecteddrive-Nutzerkonto verbunden sein, wie das BMW-Festeinbau-Navigationssystem BMW Live Cockpit Plus. BMW verteilt die Aktualisierung als Remote Software Upgrade over-the-air, sodass automatisch auch alle bereits ausgelieferten BMW-Modelle mit BMW OS 7.0 das kostenlose Update bekommen. Im Gegensatz zu anderen Autoherstellern – wie etwa Volkswagen – hat es BMW bereits jetzt geschafft, neue Software über die Internetverbindung des Fahrzeugs aufzuspielen, wenn der Wagen für gut 20 Minuten parkt. Neben dem Hersteller aus München können – zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung dieses Artikels – nur Tesla und der chinesische Elektroauto-Hersteller Nio Software-Updates over-the-air an ihre Fahrzeuge ausliefern.

Nachfolgend habe ich die neuen Funktionen des Infotainmentsystems getreu den Kategorien Navigation, Entertainment und Kommunikation unter die Lupe genommen. Zudem gibt es noch ein eigenes Kapitel zur neuen kostenfreien Smartphone-App „myBMW“ und zu Verbesserungsvorschlägen.

Navigation: Was bieten die BMW Maps?

In den ersten drei Jahren ab der Fahrzeugerstzulassung sind Navigationskarten-Updates kostenfrei möglich, danach muss der BMW-Benutzer ein kostenpflichtiges Professional Package abonnieren, um neben den aktuellen Kartendaten auch noch Echtzeitverkehrsinformationen (RTTI) mit Umleitungsempfehlung, die Remote Services und die Sprachsteuerung weiterhin nutzen zu können. Je nach verbautem Navigationssystem kostet das Online-Paket im BMW Connecteddrive Store zwischen 150 und knapp 200 Euro pro Jahr. Auch die Konkurrenz, wie etwa Tesla oder Mercedes, verlangt für die Navigation mit Echtzeitverkehrsinformationen ein kostenpflichtiges Online-Abo.

Im Festeinbau-Navigationssystem von BMW werden auf der Karte im zentralen Display sowie im Fahrerinfo-Bildschirm hinter dem Volant nicht nur die nächsten Abbiegehinweise eingeblendet, sondern es gibt kleine Schilder, die auf die nächsten POIs hinweisen. So weiß man als Fahrer immer, wann der nächste Rastplatz mit Tankstelle kommt. Gerade auf langen Strecken kann dies doch recht hilfreich sein. Bei den nun „BMW Maps“ getauften Kartendaten sind im Gegensatz zum bisherigen Kartenmaterial weitere Online-Services eingebunden. Deutlich wird dies vor allem bei den Echtzeitverkehrsinformationen, da hier die BMW Maps nun auch auf kleinen Nebenstraßen den aktuellen Verkehrsfluss anzeigen. Hierzu wird jeder vernetzte BMW, MINI oder Rolls-Royce genommen, der sich gerade oder vor Kurzem in der betreffenden Straße aufgehalten hat. Zwar ist so der Verkehrsfluss etwas detaillierter, doch die Datengrundlage ist immer noch geringer als etwa bei Google Maps. Der Konkurrent aus Mountainview kann hingegen auf prinzipiell alle Ortungsdaten von Android-Geräten zurückgreifen. Nur, wenn man nicht nur beim Android-Gerät, sondern zusätzlich auch auf der Google-Webseite verschiedene Einstellungen manuell deaktiviert, kann man Google mehr oder weniger dazu bringen, seine Positionsdaten nicht herauszugeben. Die Mehrheit der Android-Nutzer nutzt jedoch wohl Google Maps, sodass der Kartendienst sogar vor Ampel anzeigen kann, wie viel Verkehr dort ist.

 

Die Routenberechnung ist bei beiden Navigationslösungen flott erledigt. Falls man die Route verlässt und eine Neuberechnung ansteht, geschieht dies ebenfalls sehr schnell. Google Maps offeriert dem Nutzer auch hier etwas mehr als die Festeinbau-Navigation BMW Maps. So gibt Google Maps bei jeder Kreuzung ein Pop-up mit einer Alternativroute inklusive Zeitersparnis an. Ans Ziel führen jedoch beide Varianten, wobei Google Maps nicht nativ im Auto berechnet wird, sondern über das via Android Auto oder Apple Carplay verbundene Smartphone des Fahrzeuginsassen. Google bietet jedem Nutzer kostenlose Kartenaktualisierungen an, sodass es Hersteller von Navi-Lösungen zunehmend schwer haben für ihre Dienstleistungen Geld zu verlangen.

Ist Google Maps besser als ein Festeinbau-Navi?

Bei aller Euphorie für Google Maps gibt es aber auch Schattenseiten. Die Routenführung wird alleine vom Smartphone berechnet und erfolgt größtenteils nur mit einer aktiven Online-Verbindung des Telefons. Lediglich einzelne Regionen eines Landes lassen sich im Vorfeld der Navigation herunterladen und lokal auf dem Smartphone abspeichern. So kommt es schlussendlich immer auch auf die aktuelle Internetverbindung des eigenen Telefons an, ob die Routenberechnung funktioniert oder wie exakt die Berechnung ausfällt. Bei einem integrierten Navigationssystem wie etwa bei BMW Maps hingegen ist die Navigation auch dann möglich, wenn man mal gerade in einem Funkloch steckt, da die Kartendaten lokal auf einem Flash-Speicher abgelegt sind.

Ein weiterer Nachteil von Google Maps zeigt sich speziell für Fahrer eines Elektroautos beziehungsweise eines Plug-in-Hybriden. Googles Navigationslösung wird auf dem eigenen Telefon berechnet und nicht etwa vom Bordcomputer des Fahrzeugs, sodass Google keinerlei Zugriff auf Fahrzeugdaten bekommt. Einen derartigen Zugriff gibt es nur bei Android Automotive, der speziellen Android-Version für Festeinbau-Navigationslösungen, die etwa bereits die Volvo-Tochter Polestar einsetzt und die künftig ab dem Jahr 2023 auch bei Opel und allen anderen Marken von PSA und FCA zum Einsatz kommen wird. Bei Google Maps über Android Auto oder bei Apple Carplay hingegen ist es nicht möglich, eine intelligente Route für Elektroautofahrer zu planen. Eine derartige Routenführung, die automatisch Vorschläge für Ladestopps entlang der Route angibt, hilft Fahrern eines Elektroautos dabei, Wegstrecken planen zu können. Diese Routen mit Ladestationsvorschlägen bieten aktuell nur Tesla und BMW mit den BMW Maps an.

Entertainment: Was bietet das Festeinbau-Radio an?

Ab dem Jahr 2021 wird es für alle Neuwagen innerhalb der EU zur Pflicht, ein Radio mit DAB+-Tuner als Serienausstattung auszuliefern. Unabhängig davon hören jedoch immer mehr Menschen Musik und Podcasts über Streaming-Dienste. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, bietet BMW eine BMW-Spotify-App in Verbindung mit einem Festeinbau-Navigationssystem mit BMW Operating System 7.0 an.

Hierbei ist die neue Spotify-Software ein Teil des kostenpflichtigen Online-Service BMW Connected Package Professional, womit BMW wohl einen Vorschlag meines letzten Testberichts aufgegriffen hat. In den ersten drei Jahren nach der Erstzulassung des BMWs mit BMW Live Cockpit Plus (ab Produktionsbeginn 07-2020) oder Live Cockpit Professional, kostet der Online-Services kein Geld, danach wird man zur Kasse gebeten. So nutzt ab sofort diese Spotify-App die festverbaute SIM-Karte des BMW anstelle des eigenen Smartphones. Sollte es mal kein ausreichenden Netzempfang geben, speichert BMW OS 7 automatisch ein paar Lieder oder – auf Wunsch des Nutzers – eine ganze Playlist lokal im Speicher des Festeinbau-Navigationssystems. So lässt sich dann überall auf die eigene Musik auf Spotify zugreifen. Diese Methodik funktionierte im Test einwandfrei. Um die Bedienung der Spotify-App während der Fahrt zu erleichtern, kann die App mit BMW OS 7 auch über die Sprachsteuerung des BMW gesteuert werden. Neben der Auswahl von Playlisten kann man so etwa auch neue Lieder direkt im Auto speichern lassen oder seiner Wiedergabeliste mittels Sprachbefehl hinzufügen lassen. Dies ist ziemlich gut gelungen und lenkt in der Tat wesentlich weniger ab als die Bedienung via Touchscreen.

Einen faden Beigeschmack hat jedoch die Tatsache, dass man ab BMW OS 7 für die BMW-Spotify-App das kostenpflichtige Abo Connected Package Professional abschließen muss. Schließlich braucht man ergänzend auch noch ein – ebenfalls – kostenpflichtiges Spotify-Premium-Abo, damit man alle Funktionen der Spotify-Integration im BMW nutzen kann. Man muss also zweimal zahlen.

Entertainment: Was kann Android Auto in Sachen Unterhaltung?

Es gibt aber auch eine andere Möglichkeit zur Nutzung von Spotify in BMWs mit BMW Operating System 7.0. Hierzu muss nur das eigene Smartphone kabellos via Android Auto oder Apple Carplay mit dem Fahrzeug verbunden sein. Schon lassen sich nahezu alle installierten Smartphone-Apps mit Audiowiedergabe auch im BMW nutzen. Hierbei werden die kompatiblen Apps direkt auf dem Smartphone berechnet und in einer speziellen Ansicht im zentralen Display des BMWs angezeigt. So lässt sich etwa bei Spotify alle Funktionen benutzen, die man auch am Smartphone vornehmen kann. Das Aufrufen von Spotify über Android Auto klappte im täglichen Test reibungslos und zuverlässig.

Die Google-Sprachsteuerung ist leider nicht in der Lage, etwa bei der Spotify-App vom Smartphone eine Playliste aufzurufen oder ein gerade abgespieltes Lied zu den Favoriten hinzuzufügen. Für all diese Befehle muss man manuell auf dem Control Display tippen oder den iDrive-Controller bemühen. Hier müsste die Sprachsteuerung „OK Google“ noch besser werden und es etwa verstehen, wenn man sagt „OK, Google, spiele die Playlist Perfect4Ride ab“. Die Wiedergabeliste „Perfect4Ride“ ist etwa eine von mir erstellte Playliste bei Spotify, doch via Sprachsteuerung kann ich leider diese Playliste nicht starten.

Gleiches gilt auch für den BMW Intelligent Personal Assistant. Sie kann ebenfalls keine Spotify-Playlisten aufrufen, weder bei Android Auto, noch über die BMW-Spotify-App. Auch hier bitte ich um Nachbesserung, da es ja eines der schönen Funktionen von Musik-Streaming-Diensten ist, verschiedene Playlisten zu erstellen und neue Musiktitel kennenzulernen, die man dann eben seinen Favoriten hinzufügen möchte.

Kommunikation: Mehr Auswahl mit Android Auto

Im Festeinbau-Infotainmentsystem können zwei Telefone kabellos via Bluetooth angemeldet sein. Das BMW-System überträgt dann – auf Wunsch – die Kontakteliste des Smartphones und ermöglicht es so, Anrufe zu tätigen oder SMS-Nachrichten (nur bei Android-Telefonen möglich) vorlesen zu lassen. Mehr ist mit der im Navi-System integrierten Kommunikationslösung nicht möglich. Abhilfe schafft dagegen Android Auto beziehungsweise Apple Carplay.

So kann man seine Messenger-Apps wie Whats App, Telegram etc. auch im Auto nutzen kann und verkehrssicher Nachrichten diktieren. Gerade in diesen Zeiten des Coronavirus, gab es doch öfter mal Nachrichten von Arbeitskollegen, die ich nur dank Android Auto auch während der Fahrt mitbekommen habe und beantworten konnte. Schließlich bieten Festeinbau-Navis nur SMS-Versand und die Anruf-Möglichkeit an. Immer mehr Menschen nutzen jedoch zur täglichen Kommunikation fast ausschließlich kostenlose Messenger-Apps wie Whats App. Es ist daher auch im Auto erforderlich, dass man verkehrssicher auch diese Kommunikationsdienstleistungen benutzen kann.

Bei BMW kann man übrigens auch jederzeit hin- und herwechseln zwischen der Telefon-App bei Android Auto und der Telefon-Funktion im Festeinbau-Infotainmentsystem. Die Variante bei Android Auto hat noch eine Besonderheit auf Lager. Wenn man zulange innerhalb der App scrollt, erscheint ein Warnhinweis und man kann den Bildschirm für ein paar Sekunden nicht mehr bedienen. Diese Einstellung soll die Fahrzeuginsassen daran erinnern, auf die Straße zu sehen beim Fahren und nicht andauernd mit einem Finger oder einem Controller etwas im Infotainmentsystem zu verstellen.

Verbesserungspotenzial bei Android Auto

Zwar ist es gut, dass es eine eigene Startseite für Android Auto im Control Display gibt, doch vermisse ich eine Option zum schnellen Aufruf der Smartphone-Benachrichtigungen. Es wäre sinnvoll, wenn man etwa mit einem Sprachbefehl ala „OK, Google, was sind meine Benachrichtigungen?“ oder „OK, Google, was habe ich verpasst?“ schnell die Übersicht mit allen aktuellen Smartphone-Benachrichtigungen innerhalb von Android Auto aufrufen könnte. Ergänzend wäre es von Vorteil, wenn aktuelle Smartphone-Benachrichtigungen auch im Fahrerinfo-Display hinter dem Lenkrad eingeblendet werden könnten. So könnte man viel schneller als bisher mitbekommen, ob man gerade z.B. eine Nachricht bei Whatsapp bekommen hat.

Die von einem Computer bei Google generierte Sprachausgabe des Google Assistant wirkt leider immer wieder hölzern und unnatürlich in der Aussprache der deutschen Sprache. Hier wäre es wünschenswert, wenn Google eine menschlichere Stimmausgabe offeriert, damit es angenehmer wird, mit der Sprachsteuerung von Google zu interagieren.

Amazon macht neuer Smartphone-App „myBMW“ mächtig Dampf

In Sachen vernetzte Services bietet BMW bei BMW Online ein Newsportal an, das identisch ist mit dem Pendant von MINI. So teilen sich beide Angebote die gleichen Schwachstellen. Es werden Nachrichtenmeldung der Nachrichtenagentur Afp im Auto dargestellt. Es gibt auch eine Vorlesefunktion, allerdings versucht dabei die Stimme der integrierten Sprachsteuerung die Meldungen vorzulesen. Die Computerstimme wirkt unnatürlich und so ist das Vorlesen der News kein Vergnügen. Schade um die eigentlich löbliche Funktion.

Unabhängig von BMW Online lassen sich via Smartphone einige Services des BMW steuern. Bislang musste man dazu die kostenlose App namens „BMW Connected“ (bei MINI eben die App „MINI Connected“) auf seinem Android-Telefon oder einem iPhone installiert und mit dem Auto verbunden haben. Wie ich bereits mehrfach testen konnte, funktioniert die App zwar, doch geht das Senden eines Befehls an das Auto sehr langsam und kann schon mal gut eine Minute dauern. Die alte App sendet die Daten an Microsoft Azure-Server und verwendet getrennte Entwicklungsumgebungen für Apple iOS und Google Android. Mit diesem Umstand räumt die seit dem Jahr 2020 verfügbare Smartphone-App namens „myBMW“ auf. Die kostenlose App setzt mit dem sogenannten Flutter-Framework (von Open-Source-Entwicklungsumgebung für Apps, die von Google entwickelt wird) auf eine einheitliche Entwicklungsumgebung und grafische Oberfläche, unabhängig davon, ob man jetzt ein iPhone oder ein Android-Telefon benutzt. Die App „myBMW“ reagiert deutlich schneller und bietet auch die Option an, dass der Nutzer jederzeit manuell den aktuellen Fahrzeugstatus abrufen kann, das ging bei der alten App nicht. Im Hintergrund steckt nun mehrheitlich Amazon mit AWS, dem aktuellen Marktführer in Sachen Cloud Computing. So laufen Remote-Befehle, wie etwa zum Ver- und Entriegeln des Autos oder die Steuerung der Standklimatisierung, nun über die AWS-Server und nicht mehr über die Server von Microsoft Azure. Allerdings setzen manche Online-Dienste von BMW nach wie vor auf Microsoft Azure. Erkauft wird sich der Fortschritt bei der Performance damit, dass noch nicht alle Funktionen der vorherigen Smartphone-App in „myBMW“ integriert sind. Die Integration von Spotify etwa, die es bislang mittels Verlinkung innerhalb der App „BMW Connected“ gegeben hat, ist kein Bestandteil der App „myBMW“.

Erfreulich ist neben dem Zuwachs an Geschwindigkeit auch die Möglichkeit, Navi-Ziele in einer beliebigen Navi-App auf dem Smartphone berechnen zu lassen und dann diese Zieladresse mittels „Teilen“-Funktion mit der App „myBMW“ zu teilen, um es dann von dort aus an den BMW senden zu können. Die Vorklimatisierung und die Einstellung, wann das Elektroauto oder der Plug-in-Hybrid Strom laden sollen, funktionierten im Test reibungslos. So kann man etwa im Winter in ein mollig warmes Auto einsteigen und entlastet somit den Stromverbrauch während der Fahrt, da ja alle Nebenaggregate, wie die Heizung und das Radio, nicht nur bei einem Elektroauto, sondern auch bei aktuell erhältlichen Plug-in-Hybriden über das verbaute Hochvolt-Akkupaket betrieben werden.

Verbesserungspotenzial: Klimabedienung gehört auf Tasten und Drehregler

Die Bedienung zur Klimatisierung des Innenraums sollte bitte nicht auf Touchscreens gelegt werden, wie das teilweise leider beim getesteten 5er BMW der Fall ist. Im Alltagstest zeigen sich erheblich Schwächen. So kann man nicht mehr mit dem Finger erfühlen, wo die „Taste“ ist, um die Gebläsestärke oder die Sitzheizung einzustellen. Im Winter kommt es aber öfter vor, dass die Scheiben beschlagen und man kurzzeitig die Heckscheibenheizung einschalten, sowie die Gebläsestärke erhöhen muss, um wieder Durchblick zu bekommen. Auf dem Touchscreen jedoch muss man jedes Mal den Blick von der Straße nehmen, um zu sehen, wo man diese Einstellungen zur Klimatisierung vornehmen kann. Das ist gerade für den Fahrer gefährlich und gefährdet die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmer!

Da hilft auch die Sprachsteuerung nur bedingt weiter. Bitte, bitte verbauen Sie für die Bedienung der Innenraum-Klimatisierung nur Schalter oder Drehknöpfe, da nur diese beiden „Schalter-Typen“ auch während der Fahrt gefahrlos mit dem Finger ertastet und bedient werden können. Beim aktuellen BMW 3er (G20) hingegen beweist der Autohersteller, dass man physische Tasten zur Klimabedienung integrieren kann, die man wunderbar intuitiv ertasten und bedienen kann. VW und andere Autohersteller wie Tesla, die nun Klimabedienung via Touchscreen anbieten, bekommen zu Recht Kritik dafür, weil die Bedienung während der Fahrt ablenkt und man doch manchmal manuell etwas verstellen muss, da die Klimaautomatik etwa keine beschlagenen Scheiben erkennt…Neben Design-Gründen sind es vor allem die Kosten, die Autohersteller dazu bringen, die Klimabedienung auf einen zentralen Monitor zulegen. Schließlich ist es kostengünstiger für VW, BMW & Co. eine Klimabedienung mittels Touchscreen zu offerieren, als extra dafür ein eigenes Bedienteil mit physischen Tasten oder Drehreglern anzubieten.

Fazit

BMW hat sein Versprechen gehalten und liefert mit dem kostenlosen Software-Update 07-2020 für alle Fahrzeuge mit BMW Operating System 7.0 neue Funktionen. Im Gegensatz zu Volkswagen klappt beim Autohersteller aus München bereits die Verteilung von neuer Software over-the-air, analog zum amerikanischen Elektroauto-Hersteller Tesla. Die kabellose Integration von Android Auto ist bei BMW gelungen und ermöglicht es, etwa Nachrichten via WhatsApp während der Fahrt zu diktieren oder via Spotify seine Lieblingsmusik zu hören. Google Maps zeigt auf beeindruckende Art und Weise, dass man mit vielen Daten von Android-Nutzern eben aktuell unübertroffene Echtzeitverkehrsmeldungen anbieten kann.

Allerding weiß auch die neue Festeinbau-Navigationslösung BMW Maps zu überzeugen, gerade mit der Zielführung mit Empfehlungen zu Ladestationen bietet es für E-Autofahrer einen Mehrwert. Die Bedienung via Touchscreen, iDrive-Controller und Sprachsteuerung gelingt intuitiv. Im Gegensatz dazu steht leider beim BMW 5er (intern G30 genannt) die Klimaautomatik, die via Touchscreen bedient werden muss, was während der Fahrt ablenkt. Ein Sonderlob hat sich die neue Smartphone-App „myBMW“ verdient, deren Remote-Steuerungsfunktionen dank der Amazon AWS-Server deutlich schneller zu Werke geht als die alte App „BMW Connected“ auf Basis von Microsoft Azure. Microsoft selbst sitzt aber nach wie vor für manche Online-Dienste bei BMW auf dem Beifahrersitz.

Über den Autor

Claus Ludewig

Claus Ludewig

Ich bin mit Windows 98 aufgewachsen und habe seitdem jede Windows- und Office-Version genutzt. Zum Entspannen dient die Xbox. Neben der engen Verbundenheit zu Microsoft-Produkten, schaue ich auch gerne mal über den Tellerrand hinaus in die weite Welt. Ich interessiere mich für alles, was vier Räder hat. In diesem Sinne nehme ich Euch gerne zu einer Spritztour mit.

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